Redebeitrag von der Kundgebung vor dem Gericht

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Besetzungen verbreiten eine besondere Atmosphäre. Sie geben uns Platz, Räume hierarchiefrei zu gestalten und selbstbestimmt zu verwalten. Sie sind im Kern widerständig gegen die vorherrschende  soziale und politische Ordung. Damit wird eine andere Perspektive des Zusammenlebens und der Organisation aufgemacht. Das hat auch die Luwi geschafft. Während der Zeit der Besetzung konnten die Menschen in und um das besetzte Haus der Ludwigstraße 71 träumen. Es wurde aber nicht nur einer Utopie nachgehangen, sondern es wurden Nutzungskonzepte für das Haus verfasst, Küfa-Strukturen etabliert (Küche für alle) und nachbarschaftliche Versammlungen organisiert. Doch es ist nicht nur die kollektivere Grundidee und das kommerzfreiere Leben, was aus Besetzungen wachsen soll, sondern es ist auch ein Mittel, um gegen die beschleunigende Gentrifizierung aufmerksam zu machen. Auch das konnte bei der fast zweiwöchigen Besetzung beobachtet werden. In der regionalen aber auch überregionalen Öffentlichkeit wurden Mieten, Wohnen und Kiezkultur in den Mittelpunkt gestellt und kontrovers diskutiert. Forderungen, Mieten zu senken und aufwendige Aufwertungsbestrebungen zu stoppen, wurden laut.

Grade das Viertel um die Eisenbahnstraße hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung durch gemacht. Wo einst haufenweise leere Häuser, Brachflächen und ein buntes Stadtleben waren, sind nun schicke Fassaden, Biergärten und teure Preise und Mieten. Die Kontrovese hierbei: Der weniger aufpolierte Zustand, der vor wenigen Jahren so viele anlockte, hat überhaupt erst die ganzen unkommerziellen Räumlichkeiten, die frei nutzbaren Brachflächen und die preiswert bewohnbaren aber ausbauwürdigen Häuser ermöglicht. Von diesen ist aber quasi kaum noch was da. Die E109 wurde vom Goldhorn verdrängt, die Brache wurde privatisiert, das Japanische Haus ist in Gefahr und auch die Luwi71 wurde geräumt. Noch bevor all die Diskussionen um die Vorgänge im Viertel und die Ideen, Impulse und Träume, die während der Besetzung entstanden sind, wirklich zum Tragen kommen konnten, wurden sie von den Handlangern des Staates zerstört. Eigentum verpflichtet eben doch nicht, sondern muss gewaltvoll verteidigt werden.

Dabei verrotten die Orte, die in Eigentumshänden sind, wenn sie nicht aufgewertet werden können ja meistens einfach weiter, bis sie schlussendlich einstürzen. Ob Udo Heng bei der Luwi, die Immovaria bei der Tiefe3 und der B34 oder die Deutsche Bahn beim Black Triangle und in Stötteritz. Wer die Rosa-Luxemburg-Straße in Nähe der Eisi kennt, konnte dort letztes Jahr eindrucksvoll beobachten, was aus kaputten Häusern wird, wenn sie in Privatbesitz bleiben. Dort stürzte die Hälfte eines leerstehenden Wohnhauses ein, sodass die Straßenbahnen tagelang nicht fahren konnten. Die klagende, zerfetzte Innenwand eines alten Wohnzimmers fand sich in jeder Zeitung und ist ein Sinnbild dafür, dass Eigentum zunächst einmal Zerstörung bedeutet. Es war pures Glück, dass keine*r verletzt wurde. Ob Immobilienkonzern, Privatpersonen oder sogar die Stadt – sie alle lassen ihre Objekte leer stehen und bestrafen jede*n, der*die auch nur versucht dem Raum einen gesellschaftlichen Nutzen zu geben.

Von allen Seiten heißt es, Eigentum sei unantastbar. Der Witz dabei: Ohne die ganzen stillen und lauten Besetzungen in den 90er Jahren in Leipzig im Eisi-Kiez (zbsp. in der Mariannenstraße), wären die Altbauten, die heute der Stolz Leipzigs und eine gelegenkommende Investition für manche sind, schon längst zerfallen. Für den Erhalt der Gebäude sorgten zunächst einmal diejenigen, die darin wohnten. Wieso also kriminalisieren, wenn Leute zurecht Leerstand nutzen und die Löcher im Dach flicken, damit es nicht anfängt, zu gammeln?

Die Polizei und Justiz freut sich ihrerseits über jeden Anlass, ihren Machtapparat anzuschmeißen. Wie sehr sie Menschen für den Versuch, Leerstand nutzbar zu machen, bestrafen wollen, zeigte sich Anfang September dieses Jahres in Hausdurchsuchungen, deren Zweck die Durchsetzung der DNA-Entnahmen waren. Zum Glück haben sie nicht alle schnappen können. Es stellt sich die Frage: Ist so ein brutaler Eingriff in die Privatsphäre ernsthaft gerechtfertigt, wegen eines Delikts, den jedes Kind begeht, wenn der Ball im Nachbarsgarten landet?

Eindeutiger kann der Schaden, den privatrechtliches Eigentum der Gesellschaft zufügt, nicht werden. Wir als Menschen, die irgendwo ein Zimmer mieten müssen, haben quasi keine Mittel gegen einzelne Personen oder Unternehmen, wie Vonovia und Immovaria, die ganze Städte leer kaufen. Wir sind auf dem Wohnungsmarkt fast komplett entmachtet und ihrer Profitlogik wehrlos ausgeliefert. Obwohl es das angebliche Eigentum von Immovaria, DeutscheWohnen, Vonovia, Stadt und Co ist, sind wir die einzigen, die es wirklich benutzen, wenn wir darin leben. Die parlametarische Demokratie wird uns nicht helfen, selbst wenn wir es mal mit ihren Mitteln versuchen und wie in Berlin mit Volksentscheiden laut werden. Weil diese Form der Demokratie und ihre Parteianhänger*innen an den Kapitalismus, Profite und Eigentum glaubt, hat sie kein ernstes Interesse, uns zu unterstützen. Wir müssen unser Leben schon selbst in die Hand nehmen und aktiv werden.

Wir lassen die Betroffenen der Repression nicht alleine! Wir müssen Wege finden, wie wir trotz der staatlichen Gewalt etwas verändern können!

Lasst uns die Scheiße auf dem Wohnungsmarkt nicht mehr einfach hinnehmen, grade jetzt wo die Energiepreise unsere grundlegendste Existenz noch stärker bedrohen und die Mieten trotzdem weiter steigen!

Häuser besetzen, Wohnraum kollektivieren!

+++english version+++

Occupations create a special atmosphere. They allow us to open up spaces, where we can come together in autonomous, less ways. At their core, they are trying to resist the prevailing power structures. It offers an alternative perspective of living together and of organization. The Luwi also managed to do this. Throughout the time the house was squatted, the people in and around of Ludwigstraße 71 took a moment to dream. Apart from new ideas about how we want to life together and fulfill our actual needs rather than profits, plans how to make use of the space were written. For starters there was a kitchen for all and neighborly gatherings to get to know and care for eachother.

In the end is not only the more collective based ideas or the anticapitalist ways of living that occupations aim at, but it is also a means to raise awareness about accelerating gentrification processes in the area. This could also be observed during the occupation, which lasted almost two weeks. In the regional public and beyond, rents, housing and neighborhood culture were widely discussed around the time of the occupation. Demands to lower rents and to stop costly efforts to upgrade the neighborhood were voiced.

The neighborhood around Eisenbahnstrasse in particular has undergone rapid development in recent years. Where once there were numerous empty houses and wastelands there are now chic facades, beer gardens and fancy café culture which lead to expensive prices and rents. The controversy here is that the less polished condition that attracted so many just a few years ago was what made all the uncommercial spaces, the freely usable brownfields and the cheaply habitable but developable houses possible in the first place. Of these, however, there is almost nothing left. The E109 has been displaced by the Goldhorn, the brownfields has been privatized, the Japanese House is in danger and the Luwi71 has also been evicted. Before all these discussions about what was going on in the neighborhood and the ideas, impulses and dreams that emerged during the occupation could really florish, they were destroyed by the henchmen of the state.

The state thereby violently defends property. The places that are in the hands of property, if they can not be upgraded, usually just continue to rot until they finally collapse. Whether Udo Heng at the Luwi, the Immovaria at the Tiefe3 and the B34 or the Deutsche Bahn at the Black Triangle and in Stötteritz. Last year, in the Rosa-Luxemburg-Straße near the Eisi one could observe what happens with broken houses if they remain in private ownership. In this case, half of an empty apartment building collapsed, so that the tram could not run for days. The wailing, tattered interior wall of an old living room was in every newspaper and is representing the fact that ownership often equals destruction. It was pure luck that no one was hurt. Whether it’s a real estate company, private individuals or even the city – they all leave their properties empty and punish anyone who tries to use the spaces collectivly.

It is said that property is an untouchable. Ironically without all  occupations in the 90s in Leipzig’s Eisi neighborhood (e.g. in Mariannenstraße), the old buildings, which are Leipzig’s pride today and a convenient investment for some, would have crumbled long ago. Those who lived in the buildings were responsible for their preservation in the first place. So why criminalize people who rightly take advantage of vacancies and patch up the holes in the roof so that it doesn’t start to rot?

For their part, the police and courts are happy to have any occasion to fire up their apparatus of power. How much they want to punish people for trying to make space usable should be clear by now. The repression then culminated in house searches at the beginning of September this year, the purpose of which was to enforce the DNA extractions. Fortunately, they did not catch them all. The question arises: but what justifies such a brutal invasion of privacy. If it is all based on an offense that every child commits when the ball lands in the neighbor’s garden?

The social damage that private property inflicts on society cannot get any clearer than this. We, as people who have to rent a room somewhere, have virtually no means against agency over the property of individuals or companies, such as Vonovia and Immovaria, which buy up entire cities. We are almost completely disempowered in the housing market and defenselessly at the mercy of their profit orientated logic.

Although it is the alleged property of Immovaria, DeutscheWohnen, Vonovia, Stadt and Co, we are the only ones who really use it when we live in it. The parlametarian democracy will not help us, even if we try it once with their means and become loud like in Berlin with referendums (like Deutsche Wohnen enteignen). Because this form of democracy and its party supporters believe in capitalism, profits and property, it has no serious interest in supporting us. We have to take our lives into our own hands and become active.

We do not leave any comrade who is exposed to repression alone! We have to find ways to change things in spite of the state violence!

Let’s not just accept the shit on the housing market anymore, especially now when the energy prices threaten our most basic existence yet the rents are still rising!

Squad houses, organize collective spaces!

Von Kollektiven Momenten und der Rache des Staates – Zusammenfassung der Besetzungen und Repression in Leipzig der letzten 2 Jahre

Nach mehreren kleinen Aktionen wurde im August 2020 die Luwi71 in der Nähe der Eisenbahnstraße besetzt. Die Besetzer*innen konnten für fast zwei Wochen in ihrem neuen Zuhause leben. Mit der Nachbar*innenschaft standen sie in engem Kontakt und es wurde sich über die große Unterstützung vor dem Haus gefreut. Am 02.09 wurde die Luwi71 in den Morgenstunden mit einem Großaufgebot der Polizei geräumt. Dank der Barrikaden dauerte der Einsatz über drei Stunden. Selbst mit Rammbock konnte sich die Polizei keinen Zutritt verschaffen. Erst mit Motorsägen konnte die Staatsgewalt in das Haus eindringen. In der Luwi wurden keine Menschen angetroffen, aber es wurden vier Menschen in der Nähe aufgegriffen. Drei dieser Menschen wurden auf die Dimitroffwache verschleppt. Die Verhaftung von zwei Menschen geht auf den Verdacht des Hausfriedensbruch zurück. Neben einer ED-Behandlung mussten die zwei nach einem richterlichen Beschluss auch ihre DNA entnehmen lassen und ihre Ohren wurden vermessen. Fingerabdrücke wurden genommen und es wurden Beschreibungen der Person und Bilder erstellt. Bei Weigerung wurde ihnen unmittelbar Gewalt angedroht. “Wir machen das schon irgendwie, da können Sie sich sicher sein.” Nach einigen Stunden wurden alle wieder aus der GeSa entlassen.
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Am Tag nach der Räumung fand eine Tag X+1 Demo auf der Eisenbahnstraße statt. Etwa 500 
Menschen nahmen sich wütend und kämpferisch die Straße. Die Polizei war überfordert und antwortete mit Knüppeln und Tränengas. Im Laufe der Demo wurden mindestens 22 Menschen verhaftet, einige davon waren  Aktivist*innen, andere zufällig anwesende Passant*innen und viele Menschen wurden verletzt. Im Zuge der Repression gründetete sich das Solikomitee Luwi71. 
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Einen Tag später hat eine andere Gruppe die Bornaische Straße 34 besetzt. Leider waren die Cops schneller da als die Supporter*innen und das Haus wurde schnell wieder geräumt. Abends nahmen sich dann erneut hunderte Menschen wütend die Straße. Die Polizei kam lange nicht an die dynamische, wehrhafte Demo heran und konnte, nach dem sich die Menge verstreut hatte, niemanden mehr festnehmen. Davor mussten sich noch 2 Polizeiautos und mehrere Polizist*innen dienstunfähig melden. Im Nachgang hat die Staatsanwaltschaft den 4 im Haus festgenommenen noch DNA-Entnahmen verordnet, zu denen diese aber nie erschienen sind.
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Im Juni 2021 wurde dann die Tiefe3 im Leipziger Osten besetzt. Direkt nach der Veröffentlichung versammelten sich einige hundert Menschen vor dem Haus. Die Polizei rückte wenig später an und holte nach und nach Verstärkung. Der gesamte Block um die Tiefe3 wurde von den Cops abgeriegelt. Schnell wurde klar, dass eine Räumung am ersten Tag bevor steht. Die Polizei verschaffte sich über Hinterhöfe Zugang zum Haus und nahm dort zwei Menschen fest. Diese mussten stundenlang im Haus ausharren, weil die Polizei daran scheiterte, einen Zaun im Garten mit Werkzeug zu öffnen. Viele versammelten sich auf der Zweinaundorfer Straße, um ihre Solidarität mit den Gefangenen zu zeigen. Beim Abtransport der zwei Gefangenen kam es zu Blockaden und Angriffen auf die Polizeiwägen. Die Cops schlugen wahllos mit Knüppel auf Leute ein und versuchten mutwillig Menschen auf der Straße zu überfahren, indem sie auf dem nassen Kopfsteinpflaster mit Vollgas auf sie zufuhren. Die Inhaftierten wurden dann in die GeSa verschleppt und kamen in der gleichen Nacht wieder frei. Später am Abend gab es noch eine kurzzeitige aber um so brutalere Festnahme auf der Zweinauendorfer Straße. Der Anlass war, dass ein Mensch mit dem Krankenwagen mitfahren wollte, indem sich eine vertraute Person befand. Dieses wurde verwehrt. Die Bullen sahen sich in der Pflicht, diesen Menschen, welcher sich langsam entfernte, noch weiter zu schubsen und zuletzt auf dem Boden zu fixieren und verschiedene Schmerzgriffe zu probieren.
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Am nächsten Tag sollte wieder eine Tag X+1 Demo stattfinden. Die Cops riegelten das gesamte Viertel ab und waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Wasserwerfer, Räumpanzer, Helikopter, etliche überregionale Hunderschaften – eine martialische Demonstration von angeblicher Macht, die wir in den letzten Jahren in ganz Deutschland häufiger sehen. Der Versuch loszulaufen wurde nach wenigen Metern beendet. Es kam zu keinen Festnahmen. In der Nacht gab es einige Solidaritätsaktionen und eine Woche später gab es eine Sponti in Solidarität mit uns und der Rigaer Straße 94 in der Nähe der Tiefe3. 
Nach der Besetzung der Tiefe3 ist auch die sächsische AfD auf LeipzigBesetzen aufmerksam geworden. Sie stellten eine Anfrage im Landtag, um Infos über uns zu erhalten. Die Antwort der Landesregierung war, dass das der Aufgabenbereich des Verfassungsschutzes ist. Dieser erwähnte die Aktionen in seinen Monatasberichten. Der VS gibt sich aber nicht mit Beobachten zufrieden, sondern hat letztes Jahr versucht einen Menschen anzuwerben. Dies wurde entschieden abgelehnt. Sollte euch ähnliches je passieren: sagt kein Wort und meldet den Anquatschversuch der Roten Hilfe.
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2021 und 2022 gab es noch zwei weitere Hausbesetzungen einmal eine Antifaschistische im alten Bahnhof Stötteritz und dieses Jahr in Anger-Crottendorf die queerfeministische Antischocke, die aber beide leider schon am selben tag geräumt wurden. Die Repression dazu steht noch aus, aber vorallem bei der Antischocke haben die Schweine gleich mal allen Menschen die zufällig vorm Haus standen Nötigung vorgeworfen wegen einer kleinen Straßenbarrikade. Der Kampf gegen die Repression wird uns noch länger beschäftigen.
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Aber wie sieht denn im Moment aus? Anfang September haben die Schweine ihre Drohung wahr werden lassen und haben versucht die DNA-Entnahme zu erzwingen. Mit Rambock und einem Haufen Bullen sind sie in ein Hausprojekt im Leipziger Westen einmarschiert und haben in allen Zimmern und unter den Betten nach den Beschuldigten der B34 gesucht. Leider haben sie eine Person gefunden, auch wenn wenigstens ein paar dem ganzen aus dem Weg gehen konnten. Was für ein gewaltvoller Schnüffelaufwand dieser Schweine wegen Hausfriedensbruch. Da es dieses Jahr schon vorgekommen ist, dass DNA aus anderen Verfahren durch Grauzoneregelungen bei anderen benutzt wird obwohl das offiziell nicht erlaubt ist, haben wir keine Illusion darüber, warum es hier bei Lapalien wie Hausfriedensbruch gemacht wird.
Im Luwi Prozess steht nach der letzten Verschiebung jetzt am 8.11. um 14:00 der Prozess wegen Hausfriedensbruch an. Die Angeklagten sind vorbereitet und wollen für ihre Sache politisch einstehen. Dabei wird esw Unterstützung geben. Einmal als Kundgebung vorm Gericht und durch Kritische Zuschauer*innen im Saal. Wenn ihr schon immer mal die Eigentümersau Udo Heng live sehen wollt, euch generell für Gerichtsverhandlungen interessiert oder einfach nur moralischen Support geben wollt kommt gerne vorbei.

Einladung zum Straßenfest vor der Luwi71 am 24.9.

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Die Mieten steigen trotz Corona, Infaltion und Politikversprechen immer weiter. Jeden Monat müssen wir abwiegen, was wir lieber doch nicht einkaufen. Unter anderem wurde deshalb Ende August 2020 die Ludwigstraße 71 besetzt.
Die Luwi71 war uns als Unterstützer*innen von Besetzungen ein wichtiger Ort. Fast zwei Wochen lang haben wir im August 2020 jeden Abend in der Ludwigstraße gesessen. Kurz nach dem ersten Lockdown war es schön mal wieder mit vielen Menschen zusammen zu sein. Die Solidarität die im Zusammenhang der Besetzung entstanden ist reichte von Verpflegungsangeboten, Material für das Haus und Scheinbesetzungen bis hin zu Solierklärungen und dauerhafte Präsenz vor dem Haus. Als die Polizei unser zu Hause geräumt hat, konnte man unsere Wut den ganzen Abend und die folgenden Tage spüren. Diese zwei Wochen voll kollektiver Momente haben uns das Gefühl gegeben, tatsächlich Teil einer Nachbar*innenschaft zu sein. Jetzt will der Staat sich rächen. Zwei Menschen sind am 08.11.2022 im Zusammenhang mit der Luwi71 wegen Hausfriedensbruch am Amtsgericht vorgeladen.
Wir lassen niemanden mit Repression und der Verteuerung des Lebens alleine und antworten mit Kollektivität statt Vereinzelung!

Kommt am 24.09. zu unserem Straßenfest vor der Ludwigstraße 71. Bringt euch selbst mit euren Ideen, Nachbarschaftsinitiativen oder Anliegen ein. Wenn ihr mitmachen wollt schreibt uns einfach eine Mail unter luwi71soli@riseup.net. Nachbarschaftsfeste leben von der Beteiligung aller. Kommt am Samstag um 14:00 zu uns: für gute Musik, nette Gespräche bei einem Getränk oder Essen (kostenlos! höchstens eine kleine Spende, wer möchte).

+++++English version+++++

Rents continue to rise despite Corona, Infaltion and political promises. Every month we have to weigh up what we would rather not buy after all. Therefore, among other things, Ludwigstraße 71 was occupied at the end of August 2020.
The Luwi71 was an important place for us as supporters of occupations. For almost two weeks in August 2020, we sat in Ludwigstraße every evening. Shortly after the first lockdown it was nice to be together with many people again. The solidarity that arose in the context of the occupation ranged from offers of food, material for the house and mock occupations to declarations of solidarity and permanent presence in front of the house. When the police evacuated our home, our anger could be felt all evening and the following days. These two weeks full of collective moments gave us the feeling of actually being part of a neighborhood. Now the state wants to take revenge. Two people are summoned to the district court on 08.11.2022 in connection with Luwi71 for trespassing.
We leave no one alone with repression and the increase in the cost of living and respond with collectivity instead of isolation!

Come to our street party in front of Ludwigstraße 71 on 24th September. Involved yourself with your ideas, neighborhood initiatives or concerns. If you want to participate, just send us an email at: luwi71soli@riseup.net. Neighborhood festivals thrive on the participation of all. Come to us on Saturday at 2 pm for good music, nice conversations with a drink or food (free! at most a small donation, who wants).

Scheinbesetzung 3.1.’22, Transparenz und LWB-Kritik

Wir haben in der Nacht vom 3.1.’22 das Haus in der Crottendorfer Straße 9 scheinbesetzt. Das Haus steht seit vielen Jahren leer und wurde so sehr von den sogenannten Eigentümer*innen vernachlässigt, dass das Dach durchgerottet ist und Löcher in den Böden der oberen Etagen zu finden sind. Drinnen finden sich Hinweise auf eine jahrzehntelange Nutzung durch Menschen, die in dem Haus mehr als eine Ruine sahen: Schlafplatz, Ort zum Ausprobieren, Austoben und Runterkommen, Ort zum Gestalten. Ein Blick nach oben zeigt ein großes Stück Himmel, Wasser tropft von den durch die Witterung freigelegten Balken…
Auf den zwei Transpis, die rausgehangen wurden, steht: “Ob Ost ob West, Häuser werden besetzt!” und “Solidarität mit allen Antifas und Hausbesetzer*innen in Connewitz, Dresden und überall – Wir sind alle Linx – §129 abschaffen | Soko Linx auflösen | rechte Strukturen hämmern”.
Im letzten halben Jahr ist viel passiert. Bereits im Frühjahr haben wir zum Sommer der Besetzungen aufgerufen. Scheinbesetzungen, ein kleines Cornern und mehrere Besetzungen folgten. Wir selbst wollten auch noch ein Haus besetzen, aber mehrere Umstände verhinderten dies leider im letzten Moment. Nicht nur einmal entschieden wir uns gegen Objekte, da sie augenscheinlich von Menschen bewohnt wurden. Es freut uns, dass dieser kapitalistisch herbeigeführte Leerstand durch stille Besetzungen weitergenutzt werden kann. (Auch wenn es zeigt, wie beschissen die Wohnsituation in Leipzig heute schon ist.)
Danke an alle Menschen, die auf verschiedene Art beim Sommer der Besetzungen dabei waren. Wir für unseren Teil wollen das Jahr 2021 mit dieser Scheinbesetzung für uns beenden und haben erstmal nicht vor weitere Aktionen zu machen. Ob wir nochmal als Gruppe Aktionen machen werden, wissen wir nicht. Selbst wenn wir nichts eigenes mehr auf die Beine stellen, überlegen wir uns noch wie wir unsere angehäuften Erfahrungen weitergeben können.
Solidarische Grüße gehen raus an das Kloster in Aachen, das nach ca. 5 Monaten immernoch besetzt und nun neuerdings wieder räumungsbedroht ist. Wir denken mit Wut an die G19 in Freiburg, die die Bullen nach über einem Jahrzehnt Besetzung einfach dem Erdboden gleichgemacht haben! Wir stehen solidarisch mit dem anarchistisch-(queer)feministischen Syrena Squat in Polen (Warschau), das vom cis-männlich dominierten Przychodnia Squat angegriffen wurde. Soligrüße schicken wir außerdem auch an die Habersaathstraße in Berlin, die durch Hartnäckigkeit und direkte Aktion ein verdientes neues Zuhause für wohnungslose Menschen geschaffen hat.
Zu guter Letzt an alle, die den Sommer der Besetzung aktiv verfolgt haben und zu ihm beigetragen haben: Macht weiter so! Ob Ost, ob West, Häuser werden besetzt!
Außerdem wollten wir noch bereits fertiggestellte Inhalte mit euch teilen. So war das nicht umsonst und die LWB bleibt nicht verschont. Hört den Mieter*inneninitiativen des Musikviertels oder der Südvorstadt zu und unterstützt sie in ihrem Kampf:
Bewusst hatten wir uns für eine weitere Besetzung gegen ein Gebäude von einem privaten Eigentümer und für ein Haus der städtischen LWB entschieden. An sich klingt es positiv, wenn Mietshäuser nicht dem freien Markt unterliegen, sondern sich im Besitz der Stadt befinden, die die Wohungen ohne Profitinteresse vermieten kann. Nur der Haken ist: das funktioniert nicht! 
Seit Jahren erhöht auch die LWB die Mietpreise und das sogar auch während der Corona-Pandemie. Außerdem werden viele LWB Häuser entmietet, saniert und dann zu deutlich höheren Preisen vermietet. Ein Beispiel ist die Sanierung der Brandvorwerkstraße 62/64 und Hardenbergstraße 4/6, wo die Preise von 3,71 EUR/m² auf ca. 10m² kletterten.¹ Vor der Renovierung stehen viele Wohnungen leer, die eigentlich sehr dringend gebraucht werden. Anstatt Sozialwohnungen zu bauen, die bestehenden zu reparieren oder sie zu erhalten, werden die Wohnungen teurer und damit unbezhalbar für viele Menschen. Mit dem Argument, dass sich ja mit Gebäuden in beliebten Vierteln wie der Südvorstadt Geld verdienen lässt, stellt die LWB bezahlbaren Wohnraum nur am Rand der Stadt zur Verfügung, wie beispielsweise in Grünau. Menschen, die sich die Miete nicht leisten können, werden so immer weiter an den Stadtrand verdrängt. Über die LWB wird oft behauptet, dass sie allen Leipziger*innen gehören würde. Das ist nichts als eine Lüge. Die Interessen der Mieter*innen werden komplett ignoriert und statt dessen wird nach einer Profitlogik gehandelt. Was bringen also städtische Wohnungen, wenn auch dort die Preise sich dem Mietspiegel anpassen? Wenn es auch dort Sanierungen gibt, die die Leute, die darin wohnen, gar nicht wollen, weil es für sie bedeuten würde, dass sie ausziehen müssen? Wenn auch dort trotz Wohnraumknappheit etliche Wohnungen leerstehen?
Für uns zeigt sich, dass eine Verstaatlichung von Wohnhäusern das Problem nicht löst. Wir fordern stattdessen eine Kollektivierung von Wohnraum, nach der einzig alleine die Bewohner*innen der Häuser über ihre Zuhause bestimmen, ohne dass sich private Eigentümer*innen oder der Staat einmischen kann. 
Ebenso deutlich wird in Leipzig wie in Berlin und vielen anderen Städten, dass der Weg über die Institutionen und das ewige Wählen von Repräsentant*innen keine echte Mitbestimmung ist. In Leipzig haben wir noch Glück. Hier wurde der Verkauf vom stadteigenen Immobilienbestand gestoppt. In Berlin hat die Linkspartei große Teile ihres Bestandes Anfang der 2000er verscherbelt. Diese werden jetzt versucht mühsam und teuer wieder zurück zu holen. Doch selbst ein mit deutlicher Mehrheit beschlossener Volksentscheid wird einfach ignoriert. Die SPD und ihr rot-rot-grünes Regierungsbündnis haben mal mehr mal weniger offen gesagt, dass sie Die Deutsche Wohnen nicht enteignen werden, egal was die Bewohner*innen der Stadt sagen oder womit im Wahlkampf geworben wurde. Das einzige, von dem sich gezeigt hat, dass es etwas bringt, sind direkte Aktionen und öffentlicher Protest durch eine breite und vielfältige Mieter*innenbewegung. Jahrzehnte der Besetzungen, des Kampfes um unsere Freiräume, der Vernetzung untereinander und der nachbarschaftlichen Arbeit. Das alles hat überhaupt erst den Druck erzeugt, der die Politik zum Mietendeckel oder Milieuschutz trieb und in der die Kampagne Deutsche Wohnen Enteignen entstehen konnte. 
Für eine Stadt für alle, in der es um die Bedürfnisse der Menschen geht und nicht um Profitinteresse.
Kollektivierung statt Verstaatlichung!
Besetzungen und Mietstreiks für eine Stadt nach den Vorstellungen der Menschen, die darin leben!
Die Häuser denen, die drin wohnen und denen, die sie brauchen!
 

Auswertung zur Besetzung der Tiefe3

Es sind 3 Wochen vergangen seit die Immobilienfirma Immovaria GmbH die Tiefe Straße 3 im Leipziger Osten räumen ließ.

Heute erstrahlt das Instagramm Profilbild der Firma in bunten Farben: eine Regenbogenflagge anlässlich des Pride-Month. Damit versucht sich Immovaria als junges, alternatives und queerfreundliches Unternehmen zu präsentieren, leugnet dabei allerdings gänzlich, dass ihr Konzept von Wohnen, geschweige denn ihre Mietpreise für kaum einen jungen alternativen und queeren Menschen erschwinglich sind.

Sollte auch nur ein winziger Funken an diesem versuchten Image dran sein, hätte Immovaria nicht ohne auch nur ein einziges Gespräch zu führen noch am selben Tag die Polizei zur Räumung der Besetzung angehalten.

Mit uns als LeipzigBesetzen wurde kein Kontakt aufgenommen, obwohl das Ordnungsamt sagte, dass “der Eigentümer sich das mal persönlich anschauen würde”. Unsere Angebote, unser veröffentlichtes Nutzungskonzept sowie unsere Gesprächsbereitschaft wurden einfach ignoriert. Stattdessen war Immovaria in den Stunden vor der Räumung damit beschäftigt, ihre “Projektliste”, mit denen sie sich auf der Website brüsten, zu bereinigen. Ein “Projekt T3” – also die Tiefe Straße 3 – gab es komischerweise nicht mehr, kurz, bevor die Polizei den Befehl zum Ausrücken bekam. Da dachte wohl jemensch, dass wir nicht wüssten, wer die seit mehreren Jahrzehnten leerstehende Tiefe Straße 3 aufgekauft hat.
(Heute finden sich auf Insta nur noch Innenansichten ohne Ortsbeschreibungen von ihren zu ungeheuren Summen an in Nürnberg und Leipzig renovierten Gebäuden. Wir fragen uns, wer ausfahrbare Mülltonnen als “Highlight” des Wohnens bezeichnet und wieso es in Badfliesen integrierte Fernseher braucht).
Denkmalschutz hat sich die Firma groß auf die Fahnen geschrieben. Stück und Schnörkeleien werden an Fassade und im Treppenhaus aufwendig restauriert und bieten einen stilistischen Kontrast zu einem hochmodernen Wohnungsinneren.

Wie an so vielen Orten wird Wohnraum immer teurer. Gentrifizierung ist kein Sonderfall des Leipziger Osten und dennoch macht sie sich hier derzeit stark bemerkbar. Von fast jedem Balkon sind Baukräne zu beobachten, wie sie an Neubauten arbeiten. Was zu mehr Wohnraum führen könnte, treibt derzeit hauptsächlich die Mieten hoch und macht Wohnraum für die finanziell eher schwach aufgestellte Bevölkerung des Leipziger Ostens unbezahlbar. Verdrängung ist eine Folge dieses Prozesses, denn nicht das Wohnraumschaffen steht im Vordergrund des Interesses sondern die Profitgenerierung einzelner Immobilienunternehmen – und mit Wohnraum lässt sich eine Menge Geld machen.

Dass der Staat und ihr Ausführungsarm – die Polizei – das Profitmachen schützt und unterstützt, konnten wir auch vor 3 Wochen wieder einmal erleben. Den ganzen Nachmittag waren die Beamt*innen großzügig anwesend, filmten Teilnehmende der Kundgebung ab, schickten Interessierte weg, regelten den Verkehr (die Verletzung der Kundgebungsteilnehmer*innen wurde in Kauf genommen, indem die Zweinaundorferstraße nicht gesperrt wurde), bis sie schließlich begannen die Menschen vor dem Haus zu drangsalieren, bevor sie mit der Räumung begannen. Um diese Durchzusetzen scheuten sie keine Mühen und flexten mit Hilfe der Feuerwehr mal eben einen Stahlzaun durch, um den Hinterhof der Tiefe3 zu betreten. Nachdem die Besetzer*innen aus dem Haus abgeführt wurden, kippte die Stimmung der Protestierenden. Sie waren sauer und versuchten alles, um die Bullen nicht durchzulassen. So kam es zu Straßenblockaden und Sprechchören, worauf die Polizei auf agressive Art und Weise reagierte. Sie fuhren in ihren Einsatzwägen auf Protestierende los, welche nur durch andere Anwesende von den Rädern zurückgezogen werden konnten. Mit Sprüchen wie “Fahr einfach drauf los” haben die Bullen wieder einmal bewiesen, dass sie niemals uns und unsere Interessen verteidigen werden.

Als langer Arm des Staates sehen sie uns als Feinde des Rechtsstaats an, was sich auch an dem übertriebenen Aufgebot am folgenden Tag zur Tag-X-Demo gezeigt hat. Bereits im Vorfeld der angekündigten Demo war der ganze Leipziger Osten von Bullenkarren gespickt, Räumpanzer und Wasserwerfer standen bereit und die gesamte Nacht über kreiste ein Heli übers Viertel. Eine ausführlichere Reflexion der Tag-X-Demo findet sich in einem extra Text (unter diesem).

Was wir nun festhalten wollen ist, dass diese Aktion uns wieder einmal gezeigt hat, dass wir uns die Stadt nehmen müssen. Unsere Straßen und Häuser unsere Parks dürfen keine Spekulationsobjekte von Großinvestor*innen sein. Dafür müssen wir gemeinsam kämpfen.

Unsere Solidarität gegen ihre Repression.

Auf einen Sommer der Besetzungen.

Auswertung der Tag X+1-Demo nach der Räumung der Tiefe 3

Wie alle Menschen, die am 12.6.2021 um 22:00 bei der Wurzner Straße waren, sehen konnten, haben die Cops die geplante Demonstration erfolgreich verhindert. Wir stehen zu der Entscheidung, zu einer Demo aufzurufen und finden es wichtig darüber zu reflektieren, warum der Tag nicht so gelaufen ist, wie wir uns ihn erhofft hatten. Wir sehen aber den Tag nicht als Niederlage. Es gab unserem Wissen nach keine Festnahmen. Die Nachrichten über die Aktionen und Demonstrationen die trotz des Bullenaufgebots passiert sind, haben uns sehr gefreut. Sie können uns nicht an jedem Ort und zu jeder Zeit aufhalten.

Zum Start die Frage, warum öffentlich zu einer Demonstration aufgerufen wurde:
Uns ist bewusst, dass die damaligen Corona-Regeln Demonstrationen verboten haben bzw. stark einschränkten (Wir finden solch eine Demo mit Masken und draußen hygienetechnisch verantwortbar). Es gab diesen Winter verschiedene Versuche damit umzugehen und Demonstrationen trotzdem zu ermöglichen. Versuche zu laufen nach angemeldeten Kundgebungen endeten in Polizeigewalt und Repression, Versuche nicht öffentlich zu mobilisieren haben kraftvolle Spontis ermöglicht, die aber der Reichweite an Menschen, denen wir die Möglichkeit zur Teilnahme geben wollen, eine klare Grenze aufzwingt. Unser Ziel im Vorhinein war es, durch die Größe der Demo das Laufen erzwingen zu können. Vor Ort waren tatsächlich zu wenig Menschen, um das so umzusetzen. Letztes Jahr waren auf Demos nach Räumungen über 500 Menschen. Warum diesmal nur 200 kamen hat sicherlich mehrere Faktoren. Der lange Tag der Besetzung und Räumung lag den Menschen in den Knochen. Zudem gab es eine große wichtige Demo in Connewitz am Nachmittag bzw. ein danach stattfindendes Straßenfest. Als wir sahen, dass wir nur einige hundert Menschen werden, haben wir versucht das Kräfteverhältnis durch einen dynamischen Start auszugleichen. Dabei hatten wir tatsächlich bestimmte Aufstellungen der Cops (die über „sie stehen in jeder Straße mit 20 Wannen“ hinaus gingen) nicht im Blick. Vermutlich war einfach jeder Weg durch die Cops abgeriegelt. Im Nachhinein wäre ein Aufzug mit so wenig Menschen wahrscheinlich eher ins offene Messer gelaufen. Wir haben uns dann entschieden, das ganze nach 20 Metern abzubrechen. Die Cops haben das Transpi, sowie die Böller und paar Flaschen die wir gehört haben sicherlich auch wahrgenommen und fühlen sich hoffentlich gehasst. Hier gab es dann Möglichkeiten auf dezentrale Aktionen, was anscheinend auch passiert ist. Wir haben in der Presse von mindestens 3 Sachen gehört.

Warum der Ort?
Wir sehen den Startpunkt immernoch als richtig an. Es gab viele dunkle Ecken, aber trotzdem war es offen genug, um nicht gekesselt werden zu können. Die Cops haben keine Erfahrung in dem Viertel. Das hat man daran gesehen, wie viele teils chaotisch angeordnete Wannen abstellt waren,  was weniger nach Plan als nach Einschüchterungsversuch aussah. Wir halten es für wichtig das solche Tag-X Demos auch durch die Viertel laufen, die eine Verbindung zur geräumten Besetzung haben. Über die Demo in Connewitz haben wir uns trotzdem gefreut. Hier wurde genutzt, dass die Bullen andere Gebiete im Fokus hatten.

Es kam dazu dass Einzelpersonen anfingen selbst zu Treffpunkten aufzurufen und diese auf der Demo weiterzusagen. An sich ist es toll, dass Menschen Eigeninitiative entwickeln. Wir würden uns aber in Zukunft darüber freuen, wenn dies uns oder anderen vorbereiteten Gruppen überlassen wird. Solch hektisches, unsensibles organisieren von Leuten sorgt nur dafür, dass die Cops das mitkriegen und Menschen beim nächsten Treffpunkt wieder in einen Kessel laufen. Solche unüberlegten Ansagen ohne konkreten Plan dahinter machen Vorbereitung anderer kaputt. Wir sind bemüht dass wir diese beim nächsten Mal klarer kommunizieren.

Dazu noch was an Jornalist_innen:
Wir finden es gut wenn fair von öffentlichen Aktionen berichtet wird. Das Veröffentlichen von geheimen Treffpunkten und das Filmen sowie Fotografieren von Menschen geht jedoch gar nicht und spielt in erster Line den Repressionsbehörden in die Hände. Demoteilnehmer*innen werden dadurch gefährdet und Aktionen verunmöglicht. Das ist unprofessionelles Arbeiten und lässt Vertrauen erlöschen.

Warum dieser Text?
Wir finden es wichtig unsere Reflektionsprozesse und Entscheidungsfindung transparent zu machen. Einerseits werden Dinge, die nicht klappten dadurch einfacher zu bewerten und Entscheidungen die unlogisch wirkten, haben vielleicht doch Gründe. Es ist wichtig Demonstrationen und andere kollektive Momente auszuwerten. Die Polizei macht dies eh schon und wir können als Bewegung dazu lernen. Wir haben Lust, auch weiterhin uns die Straße zu nehmen und unsere Wut über Räumungen, den Wohnungsmarkt und das kapitalistische System zu äußern. Wir wollen bestärkt aus unseren kollektiven Aktionen rausgehen und nicht Ohnmacht spüren. Dafür ist es wichtig, dass wir miteinander darüber reden, warum Sachen liefen wie sie liefen und wie wir sie nächstes Mal besser machen können.  Unsere Mail ist für (verschlüsselte) Kritik offen.

Wir freuen uns schon aufs nächste Mal, wenn wir uns während des Sommers der Besetzungen die Häuser und die Straße nehmen!

Pressemitteilung zur Räumung der Tiefen Straße 3 in Leipzig am 11.06.2021

LeipzigBesetzen, 12.06.2021: Tiefe Straße 3 nach sieben Stunden geräumt

Nach sieben Stunden Besetzung wurde die Tiefe Straße 3 gestern Abend am 11.06.2021 durch die Polizei geräumt. Zwei Besetzer*innen wurden von der Polizei mitgenommen. Die Solidaritätskundgebungen liefen den gesamten Abend und auch nach der Räumung saß die Nachbar*innenschaft noch auf der Straße zusammen.

Das Haus in der Tiefen Straße 3, welches 20 Jahre leer stand, wurde am 11.06.2021 ab 15:45 Uhr durch LeipzigBesetzen besetzt gehalten. Nachdem um 21 Uhr der Einsatz begonnen wurde, endete die Räumung um 23:00 Uhr mit der Abführung von zwei Besetzer*innen durch die Polizei. Als die Besetzung um 15:45 Uhr begann, wurde eine Versammlung in Unterstützung mit der Aktion vor dem Haus angemeldet. Auf dieser waren unter anderem Redebeiträge zu hören, eine Küche für Alle (Küfa) wurde veranstaltet und eine sich spontan solidarisch zeigende Band ist aufgetreten. Punkt 21:00 Uhr begann jedoch die Polizei trotz noch angemeldeter Kundgebung die versammelten Menschen, inklusive Band, zu drangsalieren. Die Polizei versuchte sich ungefragt und zum Teil mit Werkzeug Zugang zu Hinterhöfen zu verschaffen, filmte ohne Anlass die Menge, schickte Beobachtende weg und blockierte zeitweise die Cichoriusstraße. Im Kontrast dazu, sollte der Verkehr auf der Zweinaundorfer Straße weiterlaufen, wodurch eine Gefährdung von Versammlungsteilnehmer*innen von durchrasenden Autos in Kauf genommen wurde. Eine weitere Absurdität war, dass die Beamt*innen einen Zaun im Hinterhof, der sie zu stören schien, kurzerhand mit Hilfe der Feuerwehr durchflexten. Währenddessen kam es durch die anwesenden Nachbar*innen zu lautstarkem Widerstand, es gab eine Blockade der Zweinaundorfer Straße, Musik wurde gespielt und das Handeln der Polizei nicht unkommentiert stehen gelassen. Besonders schön waren die Vielzahl von solidarischen Menschen, die im Hinterhof das Geschehen kritisch beobachteten, Sprechchöre anstimmten und somit den in einer Maßnahme befindlichen Besetzer*innen sowohl Mut als auch Sicherheit vor möglichen Übergriffen durch die Polizei gegeben haben. LeipzigBesetzen bedankt sich bei allen Unterstützer*innen.

 

Wir sind enttäuscht, aber nicht überrascht über das Vorgehen der Immobilienfirma Immovaria GmbH, welche ihren Sitz in Nürnberg hat und Eigentümerin des Gebäudes ist. Sie hätte die Chance gehabt, mit uns in einen Dialog zu gehen und das von uns erarbeitete Nutzungskonzept sowie die Vorschläge der ansässigen Nachbar*innen anzuhören und in die Realität umzusetzen. Sie hätte ebenfalls von der Linie der Wohnraumspekulation und des bewussten Verfallenlassens von Leerstand abzuweichen. Aber das taten sie nicht: stattdessen stellten sie sofort den Räumungstitel aus und sorgten dafür, dass die Staatsmacht diesen durchsetzte. Unser Gesprächsangebot an Immovaria wurde nicht wahrgenommen. Stattdessen tilgte Immovaria von ihrer Website noch vor Räumungsbeginn das sogenannte Projekt „T3“ von ihrer Website, dessen Ansichts- und Lageskizze sehr deutlich auf die Tiefe Straße 3 schließen lässt.

„Für ein paar Stunden konnten wir ansatzweise den Austausch und die Nachbarschaftsvernetzung wieder aufleben lassen, welche sich bereits letzten August/September durch die Ludwigstraße 71 in Leipzig Neustadt-Neuschönefeld gebildet hatte. Die frühzeitige Räumung der Tiefe hat dies leider verhindert. Stattdessen bleibt bei uns Trauer und Wut, aber auch der Mut, uns weiter gegen kapitalistische Zustände zu wehren.“, sagt Kaja von LeipzigBesetzen und fügt hinzu: „Wir sind froh, dass unsere Genoss*innen bei der Räumung nicht verletzt wurden.“ Wir von LeipzigBesetzen stellen uns entschieden gegen Mietprofite, Privateigentum und Abhängigkeit von Mietverhältnissen und kämpfen stattdessen weiterhin für die Kollektivierung von Wohnraum!

Heute Abend um 22:00 Uhr wird es die Chance für die Nachbarschaft geben, ihre Wut über die Polizei, die Immovaria und den kapitalistischen Wohnungsmarkt auf einer Demonstration zum Ausdruck zu bringen.

Nutzungskonzept für die Tiefe Straße 3

Das am 11.06.2021 besetzte Haus in der Tiefen Str. 3 steht nun schon jahrzehntelang leer; wir möchten es nun zum Wohnen nutzen und ihm neues Leben einhauchen. Denn auch in Leipzig wird der bezahlbare Wohnraum knapp. Daran ändern auch die derzeitigen Inhaber*innen nichts. Denn sie möchten Häuser hochwertig sanieren und sie mit allen möglichen teuren Dingen ausstatten, die sich die Menschen, die jetzt hier wohnen nicht leisten können. Damit wird ein Trend fortgesetzt, welcher sich bei der alten Karl Krause Fabrik in der Theodor-Neubauer-Straße, nur unweit von hier, bereits etabliert hat. Wir möchten mit der Besetzung verdeutlichen, dass wir eben gegen diese hohen Mieten und deren Profite sind und Wohnraum kollektivieren wollen. Mit dem Haus in der Tiefen Straße 3 soll genau das passieren. Im Folgenden beschreiben wir erste Vorschläge  für die Nutzung:

Das Haus hat vier Etagen und besitzt einen Keller. Außerdem befindet sich ein kleiner Garten auf der Rückseite des Hauses. In der Umgebung lassen sich Einkaufsmöglichkeiten, Spätshops, alternative Cafés und Bars sowie Bibliotheken, Fahrradwerkstätten und eine sehr nahe gelegene Bus- und Bahnhaltestelle finden. Im Keller sind Proberäume für Musikgruppen vorstellbar. Durch die dicken Mauern im Keller werden auch keine Nachbar*innen gestört.

Im Erdgeschoss könnte sich eine kleine Projektwerkstatt etablieren. Das heißt, es gibt Multifunktionsräume, welche sich einerseits zum Lagern anbieten könnten. Andereseits könnten sie aber auch zum Abhalten von Sitzungen, Gestalten von künstlerischen Werken oder als Anlaufstelle für neu Zugezogene dienen, wo es u.a. allerlei Informationen geben soll (von Dolmetscher*innen, über Beiträge von politischen Gruppen bis hin zu öffentlichen Toiletten).

Die anderen Stockwerke können zum Wohnen dienen. Dabei ist vorstellbar, dass eine Wohnung oder Etage für Menschen in prekären Situationen zur Verfügung steht. Das könnten z.B. Menschen sein, die häusliche Gewalt erlebt haben oder nirgendwo sonst eine Wohnung finden können.

Der Garten könnte als Gemeinschaftsgarten gestaltet werden, welcher dann nicht nur von den Bewohner*innen des Hauses genutzt werden kann, sondern auch von anderen Menschen. Durch Hochbeete kann ein Angebot für alle geschaffen werden und es kann ein Austauschort entstehen.

Verwaltungsmöglichkeiten

Wir sehen das Haus als hierarchiefreien und solidarischen Raum, dessen Nutzung und Verwaltung selbstverwaltet und in freier Trägerschaft stattfindet. Eine unkommerzielle Raumnutzung ist eingeschlossen.

Unser Plan für die Zukunft

Sofern alle rechtlichen Angelegenheiten geklärt sind, werden wir uns um das Haus kümmern. Uns ist bewusst, dass die Eigentümer*innen viel Arbeit und Innovation in die korrekte Aufarbeitung des denkmalgeschützen Hauses gesteckt haben. Allerdings sind die Gewinne dieser Firma der letzten Jahre nicht zu knapp ausgefallen. Und wie das Unternehmen selbst schon festgestellt hat, hat es über 100 Wohneinheiten in der Hand. Diese sind teuer und passen zumindest nicht in dieses Stadtviertel. Die Bausubstanz wird geprüft und auftretende Mängel beseitigt, um Sicherheit herzustellen. Wir setzen dabei vor allem auf solidarische, ehrenamtliche Hilfe, aber auch Fachpersonal. Die Beteiligung aller Menschen ist uns wichtig.

Wir begreifen uns und das Haus als offenes Projekt, in dem soziale Kontakte gepflegt, Neues gelernt und sich untereinander geholfen werden kann. Ein emanzipatorischer, solidarischer Ansatz für alle Menschen, insbesondere für diese aus der Nachbarschaft, ist das Ziel.

Wir sind in jedem Fall zu Verhandlungen bereit und würden uns freuen, Sie an der Tiefen Straße 3 begrüßen zu dürfen.

Grüße aus der Tiefe,

LeipzigBesetzen

Pressemitteilung: Haus in der Tiefe Straße 3 besetzt

Heute, am 11. Juni 2021, haben wir das Haus in der Tiefe Straße 3 in Leipzig Anger-Crottendorf besetzt. Die Besetzung soll auf die Missstände der Wohnungspolitik aufmerksam machen und ein konstruktiver Gegenvorschlag sein. Das Objekt selbst soll zu kollektiviertem Wohn- und Kulturrraum werden. Wir sind ausdrücklich offen für Verhandlungen. 
“Während Gentrifizierungsprozesse die Mieten immer weiter steigen lassen, Menschen aus ihren Kiezen an den Stadtrand verdrängt werden und saubere Hausfassaden wichtiger zu sein scheinen als schimmelfreie Wände, stehen Wohnhäuser, wie das von uns besetzte Gebäude, jahrelang als Spekulationsobjekte leer. Bis sie schließlich luxussaniert und die Wohneinheiten für Unsummen vermietet werden.“, erläutert Aaron von LeipzigBesetzen. Zwischen 2013 und 2020 ist die durchschnittliche Gesamtmiete in Leipzig um 13,5 % gestiegen. Der Anstieg bei den Angebotsmieten, also den Mieten für vergleichbare verfügbare Mietobjekte, betrug sogar 30,6 %.[1] Mit durchschnittlich 37 % geben die Menschen in Leipzig mehr als ein Drittel ihres Nettoeinkommens für Miete aus. Gleichzeitig sind die Nettoeinkommen in der Stadt bundesweit mit am geringsten.[2] Doch auch ohne Statistik ist offensichtlich, dass Viertel wie Connewitz, die Eisenbahnstraße, Reudnitz oder Anger-Crottendorf vor ein paar Jahren noch ganz anders ausgesehen haben. Alle können dem rasanten Verschwinden von Freiräumen, Grünflächen und Wohnhäusern zusehen und beobachten, wie an ihrer statt anonyme, blankgeputzte, teure “Wohn”-Gebäude auftauchen.
Die Entwicklung der Stadt wird aktuell nicht von den in ihr lebenden Menschen gestaltet, sondern von den kapitalistischen Zuständen des Wohnungsmarktes. Wohnraum darf jedoch keine Spekulations- und Geldanlage darstellen. 
“Wieso sollten Menschen für ihr Grundrecht auf ein Dach über dem Kopf bezahlen müssen? Wir stellen uns gegen Mietprofite! Profite, d.h. Gewinn bzw. Überschuss, auf Kosten anderer Menschen zu machen, hat in einer Gesellschaft, in der wir leben wollen, keinen Platz.”, so Aaron von LeipzigBesetzen. Das Eigentum von Mietshäusern muss abgeschafft werden, sonst sind Mieter*innen weiterhin der Willkür der Eigentümer*innen ausgeliefert. Stattdessen wollen wir, von LeipzigBesetzen, dass Wohnraum kollektiviert wird. Er soll also keiner*m Vermieter*in gehören und auch nicht dem Staat, sondern gemeinsamer Besitz aller Menschen sein, die in einem Haus wohnen. Wohnraum ist etwas, das zusammen entsteht und wächst. Wir verstehen lebenswerte Städte als einen Prozess, der von der Gemeinschaft gestaltet wird. Wir sind überzeugt, dass wir nicht die einzigen sind, die sich für diese Dinge – also Verdrängung, Mietensteigerung, Wohnungsmangel und Co – interessieren! Deshalb rufen wir am Samstag, den 12.06.2021 ab 16 Uhr im Lene-Voigt-Park zu einer ersten Nachbar*innenversammlung auf, um mit den Anwohner*innen sowie Interessierten darüber zu sprechen, wie ein Nachbarschaftsprojekt und ein gemeinschaftliches Zusammenleben aussehen kann. 
Für Presseanfragen sind wir telefonisch unter  +4915759431830 oder per Mail an leipzigbesetzen@riseup.net erreichbar.
Grüße aus der Tiefe
LeipzigBesetzen

Das Problem heißt Gentrifizierung – Scheinbesetzungen zum 10.5.2021

Wie viele Häuser, die ihr kennt, sind blitzeblanken, weißen, unpersönlichen Neubauten gewichen? Wo sind die Partys in illegalen Kellern, die selbstverwalteten Kunstwerkstätten und die Open Airs, die angeblich Leipzigs Kulturleben ausmachen? Wie viele Kneipen haben in den letzten 4 Jahren zugemacht? Wo sind die Grünstreifen hin, auf denen ihr so gerne rumspaziert seid, wo ihr “frische Luft” mitten in der Stadt gespürt habt? Wo schlafen derzeit die Menschen, die keine feste Wohnung haben, wo kommen sie unter?

Diese Beispiele machen deutlich, wie in den letzten Jahren die Gentrifizierung in Leipzig gewütet hat. Gentrifizierung heißt, dass Wohnungen in besonders beliebten Wohnvierteln immer teurer werden und diejenigen, die das nicht bezahlen können, wegziehen müssen. Das heißt auch, dass die ursprünglichen Bewohner*innen ihr langjähriges Zuhause verlieren und dann oft an den Rand der Stadt gedrängt werden. Also weit weg von ihrem Kiez, ihren Freund*innen und dem gewohnten Umfeld. Das ist ein Problem vieler Großstädte. Leipzig verkommt zusätzlich durch die Luxus-Sanierungen und der Schließung von kleinen, selbstverwalteten Freiäumen zu einem sterilen Raum. Wirtschaftlich Schwächere werden verdrängt. Kultur können nur noch diejenigen genießen, die sich die immer teurer werdenden Mieten leisten können. Bestehende kulturelle Angebote, wie Bars, Clubs, selbstverwaltete Projekte, Kunstwerkstätten, Theater usw. geraten ständig in Bedrängnis. Mit der Vertragsänderung gehen steigende Mieten einher. Nach Ende eines Mietvertrags werden die Räumlichkeiten oft abgerissen, nur, um dafür neue, unfassbar viel teurere Luxuswohnungen entstehen zu lassen. Das ist in Leipzig leider schon bittere Realität. In den letzten Jahren mussten beispielsweise das So&So und die E109 weichen, Spätis und Wagenplätze mussten umziehen, das Black Triangle wurde geräumt. Orte, so verschieden wie das Café NuR, die Ostapotheke oder die Brache sind beständig vom Ende bedroht. Orte, für die es bereits Nutzungskonzepte gibt – etwa die Ostwache – mussten jahrelang darauf warten, von der Stadt eine Genehmigung zu erhalten, die Gebäude überhaupt betreten zu können. Um nur ganz wenige von vielen Beispielen zu nennen. Besser ist es durch die Pandemie-Bedingungen jedenfalls nicht geworden; etliche Kulturorte (und Privatpersonen) kämpfen seit dem mit aller Kraft darum, ihre Mieten zusammenzubekommen.

Zwischen 2013 und 2020 ist die durchschnittliche Gesamtmiete in Leipzig um 13,5 % gestiegen. Der Anstieg bei den Angebotsmieten, also den Mieten für vergleichbare verfügbare Mietobjekte, betrug sogar 30,6 %![1] Mit durchschnittlich 37 % geben die Menschen in Leipzig mehr als ein Drittel ihres Nettoeinkommens für Miete aus. Gleichzeitig sind die Nettoeinkommen in der Stadt bundesweit mit am geringsten. Haltlose Mieterhöhungen, unerklärlich hohe Nebenkostenabrechnungen, baufällige Infrastruktur oder das komplette Durchleuchten zukünftiger Mieter*innen (Bürgschaft, Pass, drei Kontoauszüge, Schufa-Auskunft usw.) sind an der Tagesordnung. Vermieter*innen weisen jede Person ab, die besagte Durchleuchtung nicht bestehen oder strukturell benachteiligt sind. Wir sprechen hier von großen Familien, Menschen mit mehreren schlecht bezahlten Jobs oder Menschen, welche Hartz IV/ALG II beziehen. Und das auch zu Zeiten von Corona. Die Willkür der Vermieter*innen, also der Missbrauch der Monopolstellung ihres Eigentums, basiert auch auf Rassismus. Menschen, deren Nachname nicht “deutsch” klingt, die nicht gut Deutsch sprechen, die nur begrenzte Aufenthaltsgenehmigungen haben oder ganz einfach nicht weiß sind, bekommen viele Steine in den Weg zu einer Wohnung gelegt. Genau so schwierig ist es, eine passende Wohnung zu finden, wenn Menschen auf Fahrstühle, barrierearme Bäder oder stufenlose Böden angewiesen sind. Barrierefreier Wohnraum ist eine absolute Seltenheit.

Die Entwicklung der Stadt wird aktuell nicht von den in ihr lebenden Menschen gestaltet, sondern von den kapitalistischen Zuständen des Wohnungsmarktes. Die Eigentümer*innen der Immobilien können mit ihrem heiligen Eigentum machen, was sie wollen und niemand stört sie dabei. Die einzige Begründung: Es würde ihnen schließlich gehören, sie haben es ja gekauft. Dass dabei aber Subkulturen kaputt gemacht werden, die erst dafür gesorgt haben, dass ein “Investment” sich lohnt, ist anscheinend egal. Diese Subkulturen sind es doch, die Viertel lebendig machen. In ihnen wird gemeinsam gelebt und es entstehen Räume, die für außenstehende Menschen attraktiv sind. Als wohl unschönster Nebeneffekt führt die Tatsache, dass einige Leute den Wohnraum anderer Menschen besitzen, dazu, dass jede*r für sein*ihr Grundrecht auf Wohnen bezahlen muss! Wieso solltet ihr dafür bezahlen müssen, ein zu Hause zu haben, in dem ihr euch aufhalten dürft? Sollten Menschenrechte wirklich käuflich sein?
Wohnraum darf keine Spekulations- und Geldanlage darstellen! Sich ein Mietobjekt für die Altersvorsorge zu kaufen, können vermutlich sowieso nur Menschen, welche ohnehin schon ausgesorgt haben. 
Deshalb stellen wir uns gegen Mietprofite! Das Eigentum von Mietshäusern muss abgeschafft werden! Sonst sind Mieter*innen weiter der Willkür der Eigentümer*innen ausgeliefert. Profite auf Kosten anderer Menschen zu machen, hat in einer Gesellschaft, in der wir leben wollen, keinen Platz! Wohnraum ist etwas, das zusammen entsteht und wächst. Wir verstehen lebenswerte Städte als einen Prozess, der von der Gemeinschaft gestaltet wird. Das lassen wir uns nicht von Kapital und Markt kaputt machen! Wohnraum gemeinsam zu gestalten, heißt für uns auch, ihn zu kollektivieren und ihn miteinander aufzubauen.

Um ein Zeichen gegen besagte Wohnraumpolitik zu setzen und stattdessen kollektive Formen des Wohnens einzufordern, haben wir in der Nacht zum 10. Mai 2021 zwei Häuser scheinbesetzt – die Ludwigstraße 12 (Eisi-Kiez) und die Dimpfelstraße 50 (Schönefeld). Außerdem ein Banner vor dem Luxus-Neubau auf der Wolfgang-Heinze-Straße gegenüber des LazyDogs gedroppt, welches Bilder einer Gated Community in den Kopf ruft. Denn nicht nur Leerstand an sich ist Teil des Problems, sondern auch das, was mit ihm bzw. unbebauten Grundstücken leider viel zu oft passiert.  

Die Häuser denen, die sie brauchen und denen, die drin wohnen!
Gegen Mietprofite – Wohnraum kollektivieren!
#Leipzigbesetzen