Update zur Räumung

Nach 4,5 Stunden Besetzung und über 2 Stunden Räumung sind die Besetzenden von den Cops vor die Tür gesetzt worden. Die Kundgebung wurde aufgelöst. Wir melden uns ab. Bis Morgen!

PM: Besetzung der Einertstraße 3 in Leipzig – zugänglicher Wohnraum und Stadtteilzentrum geplant

Neustadt-Neuschönefeld, 15. Oktober 2025. Am Mittwoch kam es in der Einertstraße 3 zu einer weiteren Besetzung im Leipziger Osten, dem ‘Eineck’. In das seit weit über 15 Jahren leer stehende Objekt sollen Menschen einziehen, die durch Diskriminierung kaum Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben, und Räume für aus dem Viertel verdrängte Vereine und Initiativen angeboten werden. Es besteht ausdrückliche Verhandlungsbereitschaft gegenüber den Eigentümer*innen und der Stadt. Die Aktion von “Leipzig Besetzen” (https://leipzigbesetzen.noblogs.org/) ist Teil der Autonomen Besetzungstage (https://abeta.noblogs.org/).

Die Eisenbahnstraße zählt zu den sich am rasantesten verteuernden Gegenden in ganz Leipzig. Obwohl der sog. “Eisi-Kiez” von der Stadt als Soziales Erhaltungssatzungsgebiet eingestuft ist, wurden in den letzten zehn Jahren beinahe alle Altbaubestände saniert und damit aufgewertet und verteuert. Das sozialökonomisch vielschichtige Viertel hat gleichzeitig mit der Eröffnung hipper Geschäfte, massiven Verdrängungen, Stigmatisierung und rassistischen Polizeikontrollen zu tun. “Das ist richtig krass”, erinnert sich die Leipzigerin Sascha. “Als ich noch zur Schule gegangen bin, hat man die Eisenbahnstraße als ‘gefährlichste Straße Deutschlands’ beschmipft und so getan, als ob hier keine normalen Leute wohnen würden, sondern sich alle nur gegenseitig erschießen. Dann kam auch die schikanierende Waffenverbotszone. Mittlerweile gibt es hier keine einzige braune Fassade mehr – alles schick und neu und teuer von irgendwelchen ominösen Investorfirmen gemacht! Der einzige, der hier regelmäßig die Menschen stört, ist die Polizei. Ich hab es satt, dabei zu zu gucken, wie sie im Rabet zufällig Jugendliche kontrollieren und an die Wand stellen als wären sie Schwerstverbrecher.”
Die angesprochene Waffenverbotszone war ein zwischen 2018 und 2020 von der Stadt gestartes Projekt, um anlasslose Kontrollen zu ermöglichen und polizeiliche Befugnisse auszubauen, allerdings ohne einen maßgeblichen Erfolg nachzuweisen [1]. Unter dem angeblichen Vorzeichen der Kriminalitäts-Bekämpfung trafen und treffen die Polizeimaßnahmen vor allem die vielen im Viertel wohnenden migrantischen bzw. migrantisierten, nicht weißen Personen sowie alternativ und prekär erscheinende Menschen. Die Leipziger Polizei und Stadt halten stur an ihrer Erzählung der kriminellen Eisenbahnstraße fest und errichten trotz lautem Widerstand aus der Bürgerschaft mitten auf der Hermann-Liebmann-Straßen-Kreuzung für 1 Mio. Euro eine neue Polizeiaußenstelle anstatt das Geld in die Förderung von Jugendarbeit, Austausch und tatsächlich bürgernahe Angebote zu investieren [2].

“Was wir hier im Viertel wirklich brauchen ist die Möglichkeit, uns frei zu entfalten und uns zu begegnen, wie wir das brauchen und wollen! Deshalb die Eröffnung des ‘Eineck’. Wir wollen in den oberen Stockwerken Wohnungen einrichten für Menschen, die aufgrund von Diskriminierung keine Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben. Unten können zum Beispiel die verdrängten Initiativen und Vereine einziehen, die der Kiez verloren hat.”, sagt Kim, eine*r der Besetzer*innen. They spielt damit auf die allein in den letzten 7 Jahren von Verdrängung betroffenen Orte wie die E109, das Japanische Haus, die Fahrradselbsthilfewerkstatt radsfatz, das Trautmanns, das Erythrosin, das ConHanHop und sogar kommerzielle Orte wie das Goldhorn an. Dem gegenüber stehen Mietkämpfe, wie der der Bewohner*innen der E97, die trotz bis 2041 zugesagten Mietverträgen, Anfang 2025 Räumungsklagen erhielten, da die Mieten dem Eigentümer angeblich nicht finanziell “zumutbar” seien [3]. Kim erläutert: “Die Lage ist katastrophal. Das Ery zum Beispiel war über mehr als zehn Jahre einer der einzigen barrierefreieren Veranstaltungsräume hier. Eine rollstuhlbefahrbare Toilette suchst du hier jetzt oft vergeblich.”

Die Besetzung ‘Eineck’ knüpft an die Besetzungen ‘LuWi71’, ‘Tiefe3’, ‘Antischocke’ und ‘Helium’ an, die in den letzten fünf Jahren im Leipziger Osten ebenfalls Stadtteilzentren und bezahlbaren Wohnraum für alle gefordert hatten. Die Aktion findet im Rahmen der Aktionstage “Autonome Besetzungstage – Gemeinsam gegen Mietwucher, Verdrängung und Gentrifizierung” statt und reiht sich an die Besetzungen vom Wochenende an.

Für Presseanfragen etc. an ABeTa: abeta(at)riseup(punkt)net
Für Presseanfragen etc. an Leipzig Besetzen: leipzigbesetzen(at)riseup(punkt)net

Pressekontakt: +49 176 13acht 140 62

Weitere Infos sind auf dem Blog leipzigbesetzen.noblogs.org sowie auf Social Media zu finden (links: linksta.cc/@abeta )

Quellen:
[1] – https://copwatchleipzig.home.blog/zwischenbilanz/
[2] – https://www.l-iz.de/politik/brennpunkt/2025/07/polizeiposten-in-der-eisenbahnstrasse-ist-eroffnet-abschaffung-waffenverbotszone-629292
[3] – https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190167.mietenkampf-verdraengung-ist-keine-option.html

Nutzungskonzept für das Eineck

Wie es bereits die Besetzungen der letzten Jahre im Leipziger Osten geplant haben, soll auch im Eineck ein soziales Zentrum entstehen. Hier kann sich die Nachbarschaft treffen und vernetzen und es können nicht kommerzielle Projekte Platz finden.

Das Haus soll von den Nutzer*innen selbst verwaltet werden. Wir möchten diesen Raum unkommerziell, hierarchiefrei und solidarisch gestalten.

Im Erdgeschoss können ein Café und Barräume entstehen. Wir stellen uns auch einen Infoladen mit Bibliothek vor, in dem Gruppen plenieren können, ein öffentlich nutzbarer Computer und Drucker stehen sollen und Treffen wie Mietsprechstunden und Rechtsberatungen stattfinden können. Außerdem soll es öffentliche WCs und Duschen geben.

Das erste Obergeschoss kann für Vereinsräume genutzt werden. Projekte, die in den letzten Jahren von der Eisi verdrängt wurden, sollen die Möglichkeit bekommen, die Räumlichkeiten zu nutzen. Andere Gruppen, die Räume nutzen könnten, sind zum Beispiel Jugendgruppen, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und andere Initiativen.

In den oberen Stockwerken soll bezahlbarer Wohnraum entstehen. Die Bewohner*innen müssen keine Miete für den Profit von Eigentümern zahlen. Wenn nötig, können die Betriebs- und Erhaltungskosten solidarisch je nach Möglichkeiten aufgeteilt werden.

Unsere Ideen zur Nutzung des Einecks sind nicht in Stein gemeißelt. Wir sind offen für Verhandlungen mit der Stadt und dem Eigentümer und freuen uns/hoffen auf eine konstruktive Zusammenarbeit vor dem Haus.

Eineck: Neue Hausbesetzung im Leipziger Osten!

Die autonomen Besetzungstage in Leipzig gehen weiter! Wir, Leipzig Besetzen, haben uns dem Aufruf der Autonomen Besetzungstage angeschlossen und heute, am 15. Oktober, ein Haus besetzt! Das Eckhaus in der Einertstraße 3 heißt jetzt Eineck. Wir laden alle Menschen ein, zur Besetzung zu kommen.

Luwi, Tiefe, Antischocke, Helium: Die Besetzungen der letzten Jahre im Leipziger Osten haben es gezeigt: die Stadt, Hauseigentümer*innen, und die Bullen haben keinerlei Interesse daran, uns unsere Freiräume zu lassen. Statt genutzt zu werden, sollen leerstehende Häuser lieber weiter verfallen und die, die was dagegen haben, werden mit Schlagstöcken und Pfefferspray vertrieben. Doch wir lassen uns davon nicht einschüchtern und Aufgeben war sowieso noch nie eine Option. Wenn ihr uns räumt, kommen wir wieder!

Denn wir haben keine Wahl. Die ganze Stadt wird weggentrifiziert, alternative Lebensentwürfe werden verdrängt und geräumt und statt ihre Gewinne als Möglichkeit zu sehen, unsere Mieten zu senken oder unsere Wohnungen zu pflegen, machen Hauseigentümer*innen und Immobilienkonzerne genau das Gegenteil: Die nächste Mieterhöhung kommt gewiss und die Heizung wird trotzdem nicht repariert.

Das Eineck wurde 1898 gebaut und scheint seit beinahe 15 Jahren als Adresse für eine Briefkastenfirma genutzt zu werden. Einen Kontakt zum*zur Eigentümer*in konnten wir auch nach ausführlicher Recherche bisher nicht herstellen. Wir konnten nicht länger mit ansehen, wie dieses Haus weiter verstaubt und haben deshalb beschlossen, dort einzuziehen. Wenn der*die Eigentümer*in sich weiterhin nicht dafür interessiert, was mit dem Haus passiert, können wir die Wohnungen in den oberen Geschossen für Menschen öffnen, die es sich sonst nicht leisten können, in einer Wohnung zu leben. Wir wollen damit insbesondere Raum für Menschen schaffen, die auf dem Wohnungsmarkt diskriminiert werden. Den unteren Teil wollen wir als soziales Zentrum für den Kiez öffnen, mit Plenums- und Veranstaltungsräumen, Infoladen, Bar und was sich sonst noch gewünscht wird. Hier könnten unter anderem Projekte Platz finden, die in den letzten Jahren von der Eisi verdrängt wurden, aber auch neue selbstverwaltete Projekte und soziale Initiativen entstehen.

Für uns steht fest: Wir wollen den Eisi-Kiez nicht dem Mietenwahnsinn überlassen und tatenlos zusehen, wie immer mehr Hipsterläden und Bullenwachen eröffnet werden, während gleichzeitig hunderte Wohnhäuser verfallen, Menschen ihre Miete kaum noch zahlen können und ein soziales Projekt nach dem anderen schließen muss. Wir fordern mehr Platz für Freiräume statt rassistischer Polizeipräsenz und Repression, bezahlbaren Wohnraum für alle und Kollektivität statt Vereinzelung!

Wir laden alle ein, zum Haus zu kommen, sich in den Versammlungen einzubringen und mitzumachen. Ganz besonders laden wir auch den*die Eigentümer*in und die Stadt Leipzig dazu ein, mit uns in Kontakt zu treten und über die weitere Nutzung des Hauses zu verhandeln.

Lasst uns die Stadt gemeinsam gestalten, statt zuzusehen wie Häuser leerstehen und verfallen!

Dokumentation: Besetzung der „Villa Krause“ in der Julius-Krause-Straße 8

Von https://abeta.noblogs.org/ kopiert

Heute, am Sonntag dem 12.10., haben wir im Rahmen der Autonomen Besetzungstage Leipzig in der Julius-Krause-Straße 8 die „Villa Krause“ geöffnet. Die Villa Krause ist ein alleinstehendes mehrstöckiges Haus mit Veranda und großem Garten, was in einer ruhigen familiären Gegend im Leipziger Osten liegt und dort als offenes Nachbarschaftszentrum dienen soll. Wir haben bereits viele tolle Ideen für das Haus in einem Nutzungskonzept zusammengeschrieben und auch im Haus teilweise visualisiert. Am Ende wollen wir aber der Nachbarschaft die Möglichkeit geben selbst zu entscheiden, wofür sie den neu eröffneten Raum am liebsten nutzen möchten. 

Wir laden alle dazu ein, sich die Julius-Krause-Straße 8 von innen anzuschauen und gemeinsam zu diskutieren, was man aus den Räumen machen könnte. Dafür haben wir im ganzen Haus Plakate mit unseren Träumen und Wünschen für das neue Nachbarschaftszentrum aufgehängt mit viel Platz für weitere Vorschläge von Nachbar*innen und Interessierten. Wir stellen uns unter anderem einen Raum für gemeinsam organisierte Kinderbetreuung und Hausaufgabenhilfe, einen Umsonstladen, einen Ort für regelmäßige Nachbarschaftstreffen und eine Selbsthilfewerkstatt vor. Außerdem haben wir die Villa schon mal etwas hübsch eingerichtet, den Garten mit Girlanden geschmückt und eine Hängematte aufgehängt. Hier kann sich bei Kaffee und Kuchen ausgetauscht und besser kennengenlernt werden.

Um 15:00 soll es ein offenes Nachbarschaftstreffen geben für Menschen, die in der Julius-Krause-Straße und Umgebung wohnen. Hier können Wünsche und konkrete Vorstellungen für das neue Projekt gesammelt und die Villa Krause mit einer kleinen Haustour vorgestellt werden.  

Mit der Öffnung der Villa Krause wollen wir uns der zunehmenden Vereinzelung auf dem Wohnungsmarkt entgegenstellen und Nachbarschaften stärken. Wir wollen zeigen, dass es nicht nötig ist eine Familie zu sein oder in einem Haus zu leben, um Wohnen als gemeinschaftliches Projekt zu verstehen und sich füreinander verantwortlich zu fühlen. Außerdem soll die Öffnung als Teil der Autonomen Besetzungstage Leipzig auf die miserable Lage des Leipziger Wohnungsmarkts und die ungerechte Verteilung von Eigentum aufmerksam machen. Während die Mieten ins unermessliche steigen und vielen sozialen Projekten die Förderungen gekürzt werden, stehen hunderte Wohnungen leer und es gibt immer weniger Möglichkeiten des sozialen Austauschs und Zusammenkommens.
Mit der Villa Krause wollen wir einen Schritt in die andere Richtung machen: Mit der gemeinschaftlichen und solidarischen Nutzung von Raum, für die, die ihn brauchen.

Wir laden euch deshalb dazu ein zur Villa Krause zu kommen, einen schönen Nachmittag im Garten zu verbringen und mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen!

Neue Besetzung in Leipzig

Es gibt eine neue Besetzung im Leipziger Westen, kommt vorbei und unterstützt die Menschen im Haus.

Von https://abeta.noblogs.org/ kopiert:

Besetzung Henri, Lützner Str 99 – Eröffnung der Autonomen Besetzungstage Leipzig (ABeTa)

Wir haben ein Haus besetzt!

Am 10.10. haben wir im Anschluss an die Kundgebung *Gemeinsam gegen Mietenwahnsinn, Verdängung und Vereinzelung* beschlossen, uns ungenutzten Wohnraum zurück zu erobern und die Henri in der Lützner Straße 99, direkt an der Haltestelle Henriettenstraße, zu besetzen. Wir wollen damit auf die immer weiter fortschreitende Gentrifizierung der Stadt, besonders des Leipziger Westens, und die dramatische Lage auf dem Wohnungsmarkt hinweisen.

Außerdem eröffnen wir hiermit die Autonomen Besetzungstage Leipzig!
Wir rufen alle in Leipzig dazu auf, Aktionen gegen Gentrifizierung, Verdrängung und Spekulation zu starten und sich darüber hinaus miteinander zu verbünden. Besetzt Häuser, besucht eure Vermieter*innen, weist auf anti-Obdachlosen-Architektur hin, markiert Leerstand und kommt bei der Henri-Besetzung vorbei!

Denn das Thema Wohnen ist existenziell und immer aktuell. In ganz Leipzig suchen Menschen nach neuem Wohnraum, andere werden von den steigenden Mieten aus ihren langjährigen Wohnungen in die Wohnungslosigkeit verdrängt. Mietschulden sind die häufigste Ursache von Wohnungslosigkeit. Diejenigen, die schon ohne festen Wohnort sind, verlieren zusätzlich durch die massiven Fördergeldkürzungen im sozialen Bereich das bisschen Unterstützung, das ihnen Einrichtungen geben können.

Das System, das hinter der Gentrifizierung steckt, bedroht außerdem nicht nur unsere eigenen Wohnräume. In den letzten Jahren wurden bereits viele Orte, an denen wir uns begegnen, austauschen, bilden oder zusammen feiern konnten, verdrängt. An ihrer Stelle sind nun teure Cafes, Büroflächen oder Luxuswohnungen.

Weil wir uns nicht darauf verlassen können, dass uns von staatlicher Seite geholfen wird, haben wir beschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. In der Henri wollen wir solidarisch finanzierten und bedingungslos vorhandenen Wohnraum schaffen. Einen Teil des Hauses wollen wir öffentlich nutzbar machen: Hier sollen Vereine Platz finden, die sich ohne Fördergelder ihre Räumlichkeiten/Büros nicht mehr leisten können. Im Erdgeschoss soll ein Raum entstehen, in dem die Nachbarschaft zusammen kommen kann.

Neben der Eingangstür der Henri hängt eine Plakette, die an Klaus R. erinnert, der im Mai 1994 in seiner Wohnung auf der Lützner Straße von vier Neonazis ermordet wurde. Er wurde immer noch nicht als Opfer rechtsextremer Gewalt anerkannt, obwohl die sozialdarwinistischen Motive und rechte Gesinnung der Täter bekannt sind. Wir fordern deswegen nicht nur gerechten Wohnraum, sondern auch Gerechtigkeit für alle Betroffenen von rechtsextremer Gewalt und wollen in Gedenken an Klaus R. eine Wohnung in der Henri als Schutzraum für Betroffene rechtsextremer Gewalt zur Verfügung stellen. 

Da besonders in den letzten Jahren queere Menschen immer stärker in den Fokus rechter Gewalt rücken, möchten wir eine weitere Wohnung als Schutzraum für trans*-, inter-, agender- und nichtbinäre Personen nutzen.

Wir laden euch ein, zur Besetzung zu kommen und euch zu beteiligen. Freut euch auf weitere Infos! Außerdem laden wir die Stadt Leipzig und den*die Eigentümer*in zu Verhandlungen über die Nutzung des Hauses ein. Wir freuen uns auf den Austausch!

Gerichtsprozess: Erklärung am Landgericht 23.11.2023

Als Menschen im August 2020 öffentlich machten, dass sie in die Ludwigstraße 71 eingezogen sind, schaute eine ganze Stadt und Menschen darüber hinaus nach Leipzig. Zeitungen, viele solidarische Menschen und Politiker*innen aller Parteien sprachen öffentlich über die Luwi71. Auch wenn die Meinung zu Besetzungen, zu Verantwortung für Eigentum und zu der Bekämpfung von Gentrifizierung auseinandergingen, war es quasi Konsens, dass die Aktion die richtigen Themen anspricht. Was angemeldete Demos über Jahre nicht geschafft haben, erreicht die Nachricht von einer Besetzung: Es wird endlich über Gentrifizierung in Leipzig geredet. Auch wenn nicht allen das Mittel gefällt, sind sich alle einig, dass das wahre Verbrechen grundloser Leerstand ist, während Menschen davor auf der Straße schlafen oder in Zeltlagern untergebracht werden. Selbst der Eigentümer wollte sich die Sache erstmal anschauen, bis er ohne echten Grund von seiner Villa in Frankfurt aus entscheidet doch räumen zu lassen. Er hat schließlich die Macht sein Eigentum leer stehen zu lassen.

Wir wurden auf der Straße aufgegriffen, wurden dann auf die Polizeistation geführt, um uns da neben Fingerabdrücken auch noch DNA unter Gewaltandrohungen zu entnehmen. Und diese ganze Schickane wegen dem Verdacht auf Hausfriedensbruch. Und all die Repression nachdem alle gesagt haben, wie sinnvoll es ist auf Gentrifizierung aufmerksam zu machen und dieser Entgegen zu wirken. Das Haus scheint Udo Heng ja auch nicht mal zu interessieren. Spätestens seit dem 01.05.2020 war das Haus offen und mit Transparentenmit Aufschriften, wie “Besetzt”, “Die Häuser denen, die drin wohnen” behängt. Die Transpis wurden bis September im Jahr 2020 nicht entfernt. Nach der Räumung hat er es einfach zugemauert, um auch wirklich jede Nutzung unmöglich zu machen. Was in dem Haus möglich gewesen wäre, soll auch noch gezeigt werden. Es gab nähmlich ein fertiges Nutzungskonzept  für das Haus:

Im Erdgeschoss kann ein Café und eine Bar mit integrierter Bibliothek entstehen. Der Verkauf der Getränke basiert auf Spendenbasis. Durch den Aufbau und die Aufteilung der Räume ist es möglich, auch eine Küche für Alle (Küfa) zu organisieren, welche ein bis zwei mal die Woche stattfinden kann. Es ist ebenfalls denkbar, die Räume für öffentliche Veranstaltungen, wie Vorträge, zur Verfügung zu stellen.

Im ersten Obergeschoss sind viele Nutzungsvarianten vorstellbar. Die Ideen reichen von Projektwerkstätten über Plenarräume bis hin zu Vereinsräumen und Sportmöglichkeiten für Kinder sowie Erwachsene. Aber auch Beratungssprechzeiten und Selbsthilfegruppen können die Räume nutzen. Politische Bildung, kulturelle und sportliche Angebote finden hier Platz.

Etagen zwei und drei sind für Wohnmöglichkeiten vorgesehen. Dabei geht es auch um Notfallwohnkonzepte. Inklusive und barrierearme Wohn- und Arbeitsplätze sollen entstehen.

Auch das Flachdach lässt eine vielfältige Nutzung zu. Von Hochbeeten, einer kleinen Bar hin zu Freiflächen für künstlerische Betätigungen sind wenige Grenzen gesetzt.

Im angrenzenden Garten soll ein Gemeinschaftsgarten entstehen. Außerdem können die angrenzenden Kindergärten und Schulen den Garten auch als Schulgarten nutzen. Somit wird ein Ort des Lernens geschaffen.

Im Keller scheint es in der Vergangenheit eine kleine Holzwerkstatt gegeben zu haben, welcher neues Leben eingehaucht werden kann. Eine Selbsthilfewerkstatt kann neben der Holzwerkstatt entstehen und eine gegenseitige Ergänzung ist vorstellbar. In der Selbsthilfewerkstatt wird es einige Werkzeuge und die Möglichkeit geben, Fahrräder und andere Sachen gemeinschaftlich und mit Hilfe anderer zu reparieren. Selbsthilfewerkstätten sind für uns ein Ort der Selbstermächtigung und des gemeinsamen Lernens, zu dem Menschen unabhängig ihrer finanziellen Mittel Zugang haben. Ein austausch und eine Zusammenarbeit mit den Selbsthilfewerkstätten im Viertel ist angedacht. Aber auch Proberäume und andere musikalische Ausgestaltungen sind vorstellbar.

Sofern alle rechtlichen Angelegenheiten geklärt sind, wird sich weiter um das Haus gekümmert. Die Bausubstanz wird geprüft und auftretende Mängel beseitigt, um Sicherheit herzustellen. Dabei wird vor allem auf solidarische, ehrenamtliche Hilfe, aber, wenn es nötig ist, auch auf Fachpersonal zurückgegriffen. Die Beteiligung vieler Menschen ist wichtig. Das Haus soll ein offenes Haus sein, in dem soziale Kontakte gepflegt, neues gelernt und sich untereinander geholfen werden kann. Ein emanzipatorischer, solidarischer Ansatz für alle Menschen ist das Ziel. Das Haus soll sich als hierarchiefreier, solidarischer Raum etablieren, dessen Nutzung und Verwaltung selbstverwaltet und in freier Trägerschaft ist. Eine unkommerzielle Raumnutzung ist eingeschlossen.

Im Gegensatz zu dem Konzept steht das Haus eben wieder leer und vergammelt sprichwörtlich.

Helium besetzt, Polizei räumt, Eisenbahnstraße brennt, wie jetzt weiter?

Wir, die Menschen hinter dem Helium, möchten uns bei allen Unterstützer*innen bedanken. Ohne eure Hilfe hätten wir das Haus niemals so lange halten können. Es war so unglaublich schön zu sehen, wie viele Menschen unterstützt, sich dazu gesetzt, angemeldet, gespendet und unsere Posts geteilt haben. Auch einen großen Dank an die Menschen, die während der Räumung lautstark protestiert und danach aufgeräumt haben. 
Vielen Dank für 45 Stunden gelebtes Zentrum Helium! Nur Dank euch hat es sich kurz so angefühlt, als wäre das Helium längst unser Zuhause!
Unser Versuch ein neues soziales Zentrum zu errichten wurde nun also erstmal von der Polizei beendet. 
Statt die Verhandlungen weiter laufen zu lassen, wollten die Einsatzleiter schnellstmöglich räumen – typisch. Dabei war es ihnen auch nicht zu blöd, den Anmelderinnen der Mahnwache mehrfach dreist ins Gesicht zu lügen und während der gesamten Besetzung sinnlos Präsenz am Rande der Kundgebung zu zeigen.
Wir sind erstaunt darüber, dass nicht einmal die friedlichste aller Besetzungen bedeutend länger als zwei Tage überleben darf. Eine Besetzung eines Hauses, das nutz- und bewohnbar wäre, aber seit mindestens 2008 lediglich als Spekulationsobjekt und Taubenschlag dient.
Wieder einmal wurde unter Beweis gestellt, wie gewaltsam das Eigentum einzelner Privilegierter gegen eine unkommerzielle, vielen Menschen zugute kommende, gemeinsame Aneignung von ansonsten nutzlos verfallendem Raum durchgesetzt wird. Dafür konnten die Besetzer*innen den Cops ein Schnippchen schlagen, in dem sie noch rechtzeitig entwischten und die Cops Geister jagen ließen.
An diesem Wochenende haben wir unglaublich viel schönes erlebt. Das Zusammenkommen so vieler teils sehr verschiedener Menschen, die Solidaritätswelle von Nachbarskindern, Fußballer*innen, den Menschen vor dem Haus sowie bundesweit online ist immer etwas besonderes. Wir hatten konkrete Pläne für das Haus und haben uns auch an alle Stellen die uns bekannt waren offen gewendet und uns bis auf den Akt der Besetzung an alle Spielregeln gehalten. Dass dieser Akt notwendig wurde, liegt ja auch nicht an unserer Laune, sondern an unserer Machtlosigkeit, die negativen Entwicklungen in unserem Viertel innerhalb dieses Systems irgendwie aufzuhalten.
Die Räumung macht uns wütend. Es kommt das Gefühl auf, dass es egal ist was man tut, egal wie das eigene Anliegen angebracht wird, egal wie offensichtlich sinnvoll alle das Projekt “Helium” finden und wie nutzlos Leerstand ist- verändern tut sich nichts. 
Um mit unseren Nachbar*innen zusammen sein zu können und über die angehenden Probleme zu reden, haben wir zu einem Massencornern auf der Eisi aufgerufen. Dort wurde sich erstmal 3 Stunden lang nett ausgetauscht in einer solidarischen Atmosphäre von geteilter Empörung. Gegen 20:00 Uhr haben auch wir dann von der Soli-Besetzung der Ludwigstraße 96 gehört. Dort wurden bereits (auch von Nachbar*innen) Barrikaden errichtet, um sich auf eine weitere Räumung vorzubereiten. Das ganze ging dann in die späten Abendstunden bis alle selbstständig entschieden, dass es reicht und ohne Räumung nach Hause gingen. 
Dabei wurden noch einmal einige Dinge deutlich. Offensichtlich hat das Helium ziemlich viele Menschen berührt. Die vielen Menschen beim Cornern und die erneute Besetzung zeigen, wie sehr solch ein Ort von Nachbar*innen, unseren Genoss*innen und Gefährt*innen gewollt wird. Die schnelle Eskalation hat sicher nicht nur die Cops überrascht, ist aber, wenn man sich die ständige Überwachung, Schikanen und Lügnerei anschaut, alles andere als verwunderlich. Die Menschen waren wütend. Was angefangen hat mit der Befürchtung einer weiteren Räumung wurde ganz schnell auch aufgrund des Zustroms aus dem Viertel zu einem volksfestartigen, aufständigem “sich die Straße nehmen”. 
Wir sehen in diesem Abend, an dem natürlich auch wir uns klammheimlich über die dumm guckenden Bullen gefreut haben, keinen Knacks in unserer Verhadlungsposition. Wir nehmen die Wut mit und bleiben aber inhaltlich bei unserer Aktion: der Besetzung des Heliums 
Eins klar machen: wir wollen das Helium(!) und sind weiterhin verhandlungs- und aktionsbereit. 
Es braucht ein soziales Zentrum in der Nähe der Eisenbahnstraße! 
Wir hoffen weiterhin auf den Support der Stadträte und sind für viele Lösungen offen. 
Kultur statt Kommerz! Die Häuser denen, die sie brauchen! Es braucht ein soziales Zentrum, es braucht das “Helium”! 

Offener Brief an Stadtrat, Eigentümer und Ämter

Wir haben die Herrmann-Liebmann-Straße 108 besetzt und damit das neue soziale Zentrum “Helium” eröffnet!
Um uns herum werden alle unkommerziellen Kulturorte verdrängt und unsere Nachbarschaft wird immer mehr zu einer Konsummeile. Wo früher selbstorganisierte Läden für Kunst, Küche für Alle oder Räume für Konzerten und Veranstaltungen waren sind jetzt Einkaufsläden und teure Restaurants. 
Räume für kulturellen Austausch und selbstorganisierte Tätigkeiten sind uns aber wichtig!
Ihr hört unsere Beschwerden nicht und lasst sehenden Auges zu wie unser Viertel von einem der wenigen Alternativen in Sachsen zu einer tristen, kontrollierten Konsummeile wird auf der alle armen Menschen nichts  mehr verloren haben!
Wir wollen das Haus halten, denn unsere Priorität ist die Erschaffung eines sozialen Zentrums nahe der Eisi. 
Wir haben bereits ein Nutzungskonzept ausgearbeitet und konkrete Pläne. Das Helium deckt mit seinen über 30 Räumen und dem guten Zustand sehr viele Nutzungsmöglichkeiten (Bedarfe)  im Viertel ab und bietet somit eine Lösung vieler Problematiken.
Daher sind wir Verhandlungsbereit!
Es gibt viele Dinge, die wir uns vorstellen können und in einem Treffen mit Ihnen besprechen wollen. Daher schlagen wir ein ein Treffen (mit der Stadt, dem Eigentümer, dem Verein Recht Auf Stadt  und natürlich uns)  für Nächste Woche vor. Wenn es schon im Vorhinein  Gesprächsbedarf gibt können Sie uns jeden Tag von 12-18Uhr unter unserer Pressenummer erreichen:  0155 10439054

Nutzungskonzept Helium 108

Wir haben die Herrmann-Liebmann-Straße 108 nicht als Publicity-Stunt besetzt. Wir wollen dort stattdessen ein neues soziales Zentrum entstehen lassen – das Helium
Dafür haben wir uns schon einige Gedanken gemacht. Es sind aber sehr viele verschiedene Nutzungsmöglichkeiten vorstellbar. Generell lebt solch ein Zentrum von der aktiven Beteiligung der Nachbarschaft und der dort wirkenden Initiativen, für die dieser Ort ja im Endeffekt sein soll. 
Es gibt über 30 Räume in guter Größe und nutzbarem Zustand in unserem Haus und damit also genug Platz für alle möglichen unkommerziellen, basisdemokratischen Projekte. Zum Besispiel können wir allen bedrohten und bereits verdrängten Kulturorten auf der Eisenbahnstraße ein neues Zuhause bieten. 
Ob nun das Ery mit seinen Sport- und Veranstaltungsräume
das Trauttmanns als Barraum
das Ratzfatz als Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt
das Nur mit der wöchentlichen KüFa
die Verschenkekiste mit ihrem Umsonst- und Leihladen 
oder die Menschen die regelmäßig die Brachen 1 und 2 nutzbar gemacht haben. 
Sie alle können gerne einziehen. Die Funktionen die diese Orte in unserem kiez eingenommen haben sind absolut notwendig und können hier Platz finden. 
Weitere Ideen auf die wir selber Lust hätten wären ein Mitmach-Cafe, erschwingliche Proberäume, Räume für Hilfsangebote mit Bürokratie, Sprachbarrieren und Mietproblemen. Das Zentrum könnte helfen die sozialen Probleme des Viertels angeht: Suchtberatung, öffentliche Sanitäranlagen für FLINTA oder Autonome Therapeutische Hilfe. Selbst dann sind immer noch einige Räume frei um jungen Künstler*innen und politisch aktiven Menschen Lagerräume und Ateliere anbieten zu können.
Diese Besetzung steht in einem Kontext jahrzehntelanger Bemühungen um soziale Freiräume. Schon 2016 wurde in Leipzig ein Haus besetzt mit der erfolglosen Forderung nach einem sozialem Zentrum. Das im selben Jahr besetzte Black-Triangle in Connewitz hielt sich sogar 3 Jahre bis zur Schlussendlichen Räumung. 2020 haben wir dann die Luwi71 besetzt mit dem selben Ziel wie heute. Trotz der aktiven Teilhabe des Viertels in den 2 Wochen der Besetzung wurde das Haus sowie alle nachfolgenen der nächsten Jahre geräumt und die Besetzer*innen kriminalisiert. Diese Initiative für ein soziales Zentrum schließt in gewisserweise inhaltlich und örtlich (250 m) an die Luwi71 an. Deshalb wollen wir uns hier auch noch für das damalige Nutzungskonzept aussprechen, wie es vor Gericht verlesen wurde:
“Im Erdgeschoss kann ein Café und eine Bar mit integrierter Bibliothek entstehen. Der Verkauf der Getränke basiert auf Spendenbasis. Durch den Aufbau und die Aufteilung der Räume ist es möglich, auch eine Küche für Alle (Küfa) zu organisieren, welche ein bis zwei mal die Woche stattfinden kann. Es ist ebenfalls denkbar, die Räume für öffentliche Veranstaltungen, wie Vorträge, zur Verfügung zu stellen.
Im ersten Obergeschoss sind viele Nutzungsvarianten vorstellbar. Die Ideen reichen von Projektwerkstätten über Plenarräume bis hin zu Vereinsräumen und Sportmöglichkeiten für Kinder sowie Erwachsene. Aber auch Beratungssprechzeiten und Selbsthilfegruppen können die Räume nutzen. Politische Bildung, kulturelle und sportliche Angebote finden hier Platz.
Etagen zwei und drei sind für Wohnmöglichkeiten vorgesehen. Dabei geht es auch um Notfallwohnkonzepte. Inklusive und barrierearme Wohn- und Arbeitsplätze sollen entstehen. Auf der angrenzenden Grünfläche soll ein Gemeinschaftsgarten entstehen. Aber auch Proberäume und andere musikalische Ausgestaltungen sind vorstellbar.
Sofern alle rechtlichen Angelegenheiten geklärt sind, wird sich weiter um das Haus gekümmert. Die Bausubstanz wird geprüft und auftretende Mängel beseitigt, um Sicherheit herzustellen. Dabei wird vor allem auf solidarische, ehrenamtliche Hilfe, aber, wenn es nötig ist, auch auf Fachpersonal zurückgegriffen. Die Beteiligung vieler Menschen ist wichtig. Das Haus soll ein offenes Haus sein, in dem soziale Kontakte gepflegt, neues gelernt und sich untereinander geholfen werden kann. Ein emanzipatorischer, solidarischer Ansatz für alle Menschen ist das Ziel. Wir wollen das Haus als hierarchiefreien, solidarischen Raum, dessen Nutzung und Verwaltung selbstverwaltet und in freier Trägerschaft ist. Eine unkommerzielle Raumnutzung ist eingeschlossen.”