#LeipzigBesetzen // Statement zur Scheinbesetzung // 

(english version below)
 
Bei den Besetzungen vom 01.05. in der Ludwigstraße & in Großzschocher handelte es sich um Scheinbesetzungen. Aufgrund der Corona-Krise waren polizeiliche Repressionen und Verbote größerer Solidaritätsdemonstrationen zu erwarten. Deshalb haben sich die Aktivist*innen entschlossen diese symbolische Aktionsform zu wählen, um auf den Start ihrer Kampagne aufmerksam zu machen und entsprechende Kräfte und Energien freizusetzen. Klar ist: Bei symbolischen Aktionsformen wird es nicht bleiben, Ziel der Kampagne ist die tatsächliche Schaffung selbstverwalteter, nicht-kommerzieller Räume durch Besetzung.
 
 
Eine Besetzung ist notwendig, weil die Menschen soweit aus der städtischen Mitbestimmung ausgeschlossen sind, dass ihre Bedürfnisse in der Stadtpolitik kein Gehör finden. Genauso radikal wie sich die Immobilienwirtschaft die Stadt unter den Nagel reißt, werden sich die Menschen ihr Leben in der Stadt zurück erobern. Bei jeder Besetzung steht es den Entscheidungsträger*innen der Stadt und Polizei offen den Interessen der Menschen Rechnung zu tragen oder direkt zu räumen und sich damit zum ausführenden Organ einer Städtepolitik der Verdrängung zu machen.
 
 
Die Kampagne #leipzigbesetzen versteht sich als städtepolitischer Akteur, dem es nicht nur um das Besetzen von Häusern geht, sondern um wirkliche Veränderungen in der Stadt. Die Aktivist*innen von #leipzigbesetzen sind daher jederzeit bereit, mit der Stadt und Vermietern in Verhandlungen zu treten und hoffen auf einen Umgang auf Augenhöhe ohne Gewaltausbrüche. In Zeiten einer Pandemie ist das solidarische Schaffen von Freiräumen für schutzlose Menschen, die nicht Zuhause bleiben können, um sich und andere zu schützen, unverzichtbar. Zuhause bleiben ist einfach, wenn mensch ein Zuhause hat.
 
#leipzigbesetzen #leavenoonebehind
 
 
 
 
In English:
 
#LeipzigBesetzen // Statement on the mock occupations //
 
The occupations of May 1st in Ludwigstraße & in Großzschocher in Leipzig were mock occupations. Due to the Corona crisis police repression and bans on larger solidarity demonstrations were to be expected. Therefore, the activists decided to choose this symbolic form of action to draw attention to the start of their campaign #LeipzigBesetzen and to release corresponding forces and energies.
To put it straight: Symbolic forms of action will not remain. The goal of the campaign is the actual creation of self-organized, non-commercial spaces through squatting.
 
Occupations are necessary because people are excluded from urban policy-making and their needs not realized by communal politics. Just as radically as the real estate industry is taking over the city, people will reclaim their lives in the city. With every occupation, the city’s decision-makers and the police can decide to take the interests of the people into account or to evict them, thus making themselves executors of a policy of repression.
 
The campaign #leipzigbesetzen sees itself as an actor of urban politics who is not only concerned with squatting houses, but about effectivly changing our life in this city. The activists of #leipzigbesetzen are therefore ready to enter into negotiations with the municipality and landlords and hope to be respected as equals without violence. In current times of pandemic, the realization of accessible and safe spaces is essential for being able to “stay home” and protect oneself and others. Staying home is feasible if you have a home.
 
#leipzigbesetzen #leavenoonebehind

#LeipzigBesetzen // Freiraum-Kampagne gestartet //

(english version below)
 
Pressemitteilung 01.05.2020
 
In der Nacht zum 1. Mai haben Aktivist*innen zwei Häuser im Leipziger Osten besetzt. Ziel dieser Besetzung ist die Rückeroberung des öffentlichen Raumes und die Schaffung freier, nicht-kommerzieller Räume, sowie das Aufzeigen von massivem Leerstand in unserer Stadt. Die Mieten steigen, der Wohnraum wird knapper, die Kommerzialisierung des städtischen Raumes schreitet weiter voran. Verdrängungs- und Gentrifizierungseffekte, wie sie sich in anderen Stadtteilen Leipzigs, wie der Südvorstadt, Plagwitz und Connewitz gezeigt haben, sind auch im Leipziger Osten bereits traurige Realität. Gerade weil alle Formen des Straßenprotestes am 1. Mai stark eingeschränkt sind, ist es für uns umso wichtiger, entgegen der Verbote an diesem Tag aktiv zu sein.
 
Mit der Aktion wollten die Aktivist*Innen darauf aufmerksam machen, dass städtischer Raum heute vor allem Objekt von Spekulationen und Gewinnmaximierung ist. Die Vielzahl der seit Jahren ungenutzten, leerstehenden Gebäude beweisen das. Dieser Sachverhalt ist fester Bestandteil der neoliberalen Städtepolitik, die den Interessen von Unternehmer*Innen wie der CG-Gruppe mehr Bedeutung zumisst, als den Bedürfnissen der Menschen, die tatsächlich in der Stadt leben. Geflüchtete*, Wohnungslose*, Erwerbslose*, also Menschen, die ohnehin schon in prekären Verhältnissen leben, werden durch diese Politik noch weiter aus dem Stadtbild verdrängt.
 
Mit der Corona-Pandemie haben sich die ohnehin schon inakzeptablen gesellschaftlichen Verhältnisse noch weiter verschlechtert. Charly von der Gruppe #leipzigbesetzen dazu: “Die Besetzung zum 1. Mai ist der Startschuss für die Freiraum-Kampagne #leipzigbesetzen. Gerade jetzt, während der Corona-Pandemie, werden wir uns nicht mit den bestehenden Verhältnissen abfinden, sondern solidarisch und kreativ unser Leben in der Stadt selber gestalten. Das bedeutet: Häuser besetzen und selbstverwaltete Freiräume erkämpfen!”
 
Die Freiraum-Kampagne #leipzigbesetzen versteht sich als Teil der bundesweiten Kampagne #besetzen. Zu den HousingActionDays2020 hatten Aktivist*innen von #BerlinBesetzen am 28.03. 10 Wohnungen besetzt, um sie Wohnungslosen* zu übergeben. Der Kampf für ein selbstbestimmtes Leben kann nicht lokal sein, sondern steht in einem globalen Kontext. Nur unsere entschlossene und solidarische Zusammenarbeit über Städte- und Ländergrenzen hinweg kann der Kommerzialisierung aller Lebensbereiche und dem Aufkommen der Sicherheitsstaaten etwas entgegensetzen. Wie unsere Freund*Innen in Berlin und den anderen Städten, werden wir solange weiter besetzten, bis es nicht mehr notwendig ist. 
 
#leipzigbesetzen #leavenoonebehind
 
 
 
In English:
 
#LeipzigBesetzen // Campaign for Autonomous spaces has started //
 
Press release 01.05.2020
 
In the night of 1st of May activists occupied two houses in the east of Leipzig. The intention is to reconquer public spaces and to create autonomous, non-commercial spaces, as well as to point out the massive vacancies in our city. Rents are rising, living space is becoming scarcer, the commercialization of urban space is proceeding. The effects of gentrification and expulsion which are visible in other parts of Leipzig, such as in Südvorstadt, Plagwitz and Connewitz, are as well sad reality in Leipzig‘s East. Especially since all forms of street protest on 1st of May are severely restricted it is all the more important for us to be active on this day, contrary to the bans.
 
With the action the activists want to draw attention to the fact that urban space today is above all an object of speculation and profit-maximization. It is documented by the large number of empty buildings that have been unused for years. This matter is an integral part of a neoliberal urban policy that gives more importance to the interests of entrepreneurs like the CG group than to the needs of the people who actually live in the city. People who already live in precarious conditions, are pushed even further out of the cityscape by this policy.
 
With the Corona pandemic the already unacceptable social conditions are getting even worse. Charly from the group #leipzigbesetzen comments: “The occupation on the 1st of May is the Kick-off of the squatting campaign #leipzigbesetzen. Especially now, during the Corona pandemic, we will not accept the existing conditions, but we will reorganize our lifes in the city ourselves – creatively and in solidarity. Therefore: Let us occupy the houses and fight for autonomous, self-organized spaces!”
 
The campaign #leipzigbesetzen is part of the  cross-regional campaign #besetzen. During the HousingActionDays2020 activists of #BerlinBesetzen had occupied 10 apartments on 28. March to hand them over to homeless people. The struggle for a self-determined life cannot be local but is part of a global context. Only resolute and united struggles across cities‘ and countries‘ borders can counter the commercialization of all areas of life and the emergence of security states. Like our friends in Berlin and other cities, we will continue to occupy until it is no longer necessary.