Wir haben die Herrmann-Liebmann-Straße 108 nicht als Publicity-Stunt besetzt. Wir wollen dort stattdessen ein neues soziales Zentrum entstehen lassen – das Helium!
Dafür haben wir uns schon einige Gedanken gemacht. Es sind aber sehr viele verschiedene Nutzungsmöglichkeiten vorstellbar. Generell lebt solch ein Zentrum von der aktiven Beteiligung der Nachbarschaft und der dort wirkenden Initiativen, für die dieser Ort ja im Endeffekt sein soll.
Es gibt über 30 Räume in guter Größe und nutzbarem Zustand in unserem Haus und damit also genug Platz für alle möglichen unkommerziellen, basisdemokratischen Projekte. Zum Besispiel können wir allen bedrohten und bereits verdrängten Kulturorten auf der Eisenbahnstraße ein neues Zuhause bieten.
Ob nun das Ery mit seinen Sport- und Veranstaltungsräume,
das Trauttmanns als Barraum,
das Ratzfatz als Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt,
das Nur mit der wöchentlichen KüFa,
die Verschenkekiste mit ihrem Umsonst- und Leihladen
oder die Menschen die regelmäßig die Brachen 1 und 2 nutzbar gemacht haben.
Sie alle können gerne einziehen. Die Funktionen die diese Orte in unserem kiez eingenommen haben sind absolut notwendig und können hier Platz finden.
Weitere Ideen auf die wir selber Lust hätten wären ein Mitmach-Cafe, erschwingliche Proberäume, Räume für Hilfsangebote mit Bürokratie, Sprachbarrieren und Mietproblemen. Das Zentrum könnte helfen die sozialen Probleme des Viertels angeht: Suchtberatung, öffentliche Sanitäranlagen für FLINTA oder Autonome Therapeutische Hilfe. Selbst dann sind immer noch einige Räume frei um jungen Künstler*innen und politisch aktiven Menschen Lagerräume und Ateliere anbieten zu können.
Diese Besetzung steht in einem Kontext jahrzehntelanger Bemühungen um soziale Freiräume. Schon 2016 wurde in Leipzig ein Haus besetzt mit der erfolglosen Forderung nach einem sozialem Zentrum. Das im selben Jahr besetzte Black-Triangle in Connewitz hielt sich sogar 3 Jahre bis zur Schlussendlichen Räumung. 2020 haben wir dann die Luwi71 besetzt mit dem selben Ziel wie heute. Trotz der aktiven Teilhabe des Viertels in den 2 Wochen der Besetzung wurde das Haus sowie alle nachfolgenen der nächsten Jahre geräumt und die Besetzer*innen kriminalisiert. Diese Initiative für ein soziales Zentrum schließt in gewisserweise inhaltlich und örtlich (250 m) an die Luwi71 an. Deshalb wollen wir uns hier auch noch für das damalige Nutzungskonzept aussprechen, wie es vor Gericht verlesen wurde:
“Im Erdgeschoss kann ein Café und eine Bar mit integrierter Bibliothek entstehen. Der Verkauf der Getränke basiert auf Spendenbasis. Durch den Aufbau und die Aufteilung der Räume ist es möglich, auch eine Küche für Alle (Küfa) zu organisieren, welche ein bis zwei mal die Woche stattfinden kann. Es ist ebenfalls denkbar, die Räume für öffentliche Veranstaltungen, wie Vorträge, zur Verfügung zu stellen.
Im ersten Obergeschoss sind viele Nutzungsvarianten vorstellbar. Die Ideen reichen von Projektwerkstätten über Plenarräume bis hin zu Vereinsräumen und Sportmöglichkeiten für Kinder sowie Erwachsene. Aber auch Beratungssprechzeiten und Selbsthilfegruppen können die Räume nutzen. Politische Bildung, kulturelle und sportliche Angebote finden hier Platz.
Etagen zwei und drei sind für Wohnmöglichkeiten vorgesehen. Dabei geht es auch um Notfallwohnkonzepte. Inklusive und barrierearme Wohn- und Arbeitsplätze sollen entstehen. Auf der angrenzenden Grünfläche soll ein Gemeinschaftsgarten entstehen. Aber auch Proberäume und andere musikalische Ausgestaltungen sind vorstellbar.
Sofern alle rechtlichen Angelegenheiten geklärt sind, wird sich weiter um das Haus gekümmert. Die Bausubstanz wird geprüft und auftretende Mängel beseitigt, um Sicherheit herzustellen. Dabei wird vor allem auf solidarische, ehrenamtliche Hilfe, aber, wenn es nötig ist, auch auf Fachpersonal zurückgegriffen. Die Beteiligung vieler Menschen ist wichtig. Das Haus soll ein offenes Haus sein, in dem soziale Kontakte gepflegt, neues gelernt und sich untereinander geholfen werden kann. Ein emanzipatorischer, solidarischer Ansatz für alle Menschen ist das Ziel. Wir wollen das Haus als hierarchiefreien, solidarischen Raum, dessen Nutzung und Verwaltung selbstverwaltet und in freier Trägerschaft ist. Eine unkommerzielle Raumnutzung ist eingeschlossen.”