Linke Aktivisten erklären “Scheinbesetzung” im Leipziger Osten
Aus Protest gegen Verdrängung und Wohnraumverknappung haben linke Aktivisten in der Nacht zum 1. Mai mindestens ein Haus im Leipziger Osten „scheinbesetzt“. Sie entrollten Plakate und riefen zu weiteren Aktionen auf. Die Polizei prüft Ermittlungen.
Teils zerstörte Fensterscheiben, Plakate an der Fassade und verrammelte Türen: Linke Aktivisten haben in der Nacht zu Freitag im Leipziger Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld mindestens ein Wohnhaus besetzt. Die Aktion sei der Startschuss einer Kampagne, mit denen gegen Gentrifizierung, steigende Mieten und Verdrängung protestiert werden soll, schrieben die anonymen Initiatoren in einer ersten Pressemitteilung. In einem späteren Schreiben erklärten sie dann, es handele sich lediglich um eine „Scheinbesetzung“. Aufgrund der Corona-Krise seien andernfalls „polizeiliche Repressionen und Verbote größerer Solidaritätsdemonstrationen“ zu erwarten gewesen. Es werde aber nicht bei symbolischen Aktionsformen bleiben, so die Initiatoren. Wortkarge Sympathisanten: In der Ludwigstraße versammelten sich am Mittag einige Menschen, die sich als Sympathisanten bezeichneten – ansonsten aber wortkarg gaben. An dem alten Mehrfamilienhaus in der Ludwigstraße 69 – in der Mitteilung war von der Nummer 64 die Rede – hatten die Initiatoren am frühen Morgen vier Plakate mit Aufschriften wie „Besetzt“ oder „Die Häuser denen, die sie brauchen“ angebracht. Die Eingangstüren beider Häuser waren von außen fest verschlossen, ebenso ein weiteres Nachbargebäude mit der Hausnummer 71. Ziel der Besetzung sei die „Schaffung freier, nicht-kommerzieller Räume sowie das Aufzeigen von massivem Leerstand in unserer Stadt“, heißt es in den Mitteilungen. Die Verfasser erklärten, dass „Verdrängungs- und Gentrifizierungseffekte“ wie in der Südvorstadt, Plagwitz oder Connewitz „auch im Leipziger Osten bereits traurige Realität“ seien. „Gerade jetzt, während der Corona-Pandemie, werden wir uns nicht mit den bestehenden Verhältnissen abfinden, sondern solidarisch und kreativ unser Leben in der Stadt selber gestalten“, heißt es. Polizei prüft Ermittlungen: Wie die Polizei mitteilte, waren die Häuser am Freitagmorgen „augenscheinlich leer“. Die Beamten seien noch mit der Klärung des Sachverhalts beschäftigt. Im Anschluss werde entschieden, ob Ermittlungen eingeleitet werden, so eine Sprecherin. Die Aktion zum 1. Mai ist laut den Aktivisten der Start für eine Kampagne mit dem Namen #leipzigbesetzen. In diesem Zusammenhang riefen sie zu weiteren Aktionen und Hausbesetzungen auf. Die Aktivisten wollen sich damit der bundesweiten Kampagne #besetzen anschließen.
Zitiert von: https://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Hausbesetzung-in-Leipzig-Aktivisten-demonstrieren-gegen-Verdraengung?utm_medium