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Vergangenes Jahr wurden in Leipzig die Ludwigstraße 71 und die Bornaische Straße 34 besetzt sowie mehrere Häuser scheinbesetzt – unter anderem ein Haus in der Neustädter Straße, mehrere Häuser im Westen Leipzigs und die Bornaische Straße 68. Wir haben mit der direkten Aktion Widerstand gegen die herrschende Wohnungspolitik geleistet. Es wurde im Fall der Luwi71, wenn auch nur kurzfristig, ein unkommerzieller Raum geschaffen. Unsere Besetzung hat eine breite Öffentlichkeit erreicht und war für viele Tage Gesprächsthema in unseren Kiezen und der Presse. Viele Menschen haben durch ihren Support und ihre Aktionen ihre Wut auf die Miet-Zustände in Leipzig auf die Straße gebracht. Auch die Polizei hat durch Räumungen und Großeinsätze gezeigt, für wen sie arbeiten: nicht für die Menschen, sondern für das Gesetz und das Kapital in Form der Durchsetzung der Interessen der Eigentümer*innen.
Wir haben gesehen, dass linke Politik auch im Jahr 2020 selbstbewusst und handlungsfähig sein konnte. Wir haben gesehen, dass durch all diese Handlungen der öffentliche Diskurs maßgeblich beeinflusst werden konnte. Außerdem hat sich gezeigt, dass viele Menschen in Leipzig Aktionen unterstützten, tage- und nächtelang aus Solidarität vor der Luwi71 kampierten, eigene Besetzungen organisierten, auf den Tag X Demos aktiv waren oder sich einfach nur klammheimlich freuten. Hausbesetzungen sind also auch in der heutigen Zeit ein effektives politisches Mittel, um gegen den Mietenwahnsinn und Gentrifizierung zu protestieren – auch in Leipzig. Außerdem: wie sonst soll man damit umgehen, dass Monat für Monat immer mehr subkulturelle Zentren Stress bekommen, dicht machen oder geräumt werden, wie im Fall der Berliner Meuterei, der Liebig34 oder der Rigaer94?
Aber in zahlreichen Städten, wie Dresden, Weimar, Berlin, Essen und Bremen, ist es im Laufe des letzten Jahres zu neuen Besetzungen gekommen. Wir finden das ziemlich klasse!
Deshalb: bringt euch ein in den Sommer der Besetzungen! Wir selbst wollen neue Aktionen starten und die Erfolge der Luwi71 ausbauen. Wir wollen euch einladen, es den Immobilienhaien schwierig zu machen, in Leipzig weiter Spekulation, Miet-Abzocke sowie den Neubau von Eigentumswohnungen und Luxussanierungen zu betreiben. Lasst uns gemeinsam eine Stadt für alle und solidarische Kieze durch direkte Aktionen durchsetzen!
LeipzigBesetzen versteht sich als Plattform für alle Gruppen in Leipzig, welche Aktionen gegen den Mietenwahnsinn, Wohnungsleerstand usw. durchführen wollen. Gerne stellen wir euch auch unsere Reichweite in Form unseres Twitter-Accounts und Presseverteilers zur Verfügung. Natürlich müsst Ihr in diesem Kontext nicht in unserer Gruppe aktiv werden – gründet Eure eigenen und führt Eure eigenen Aktionen durch! Wir supporten dabei gerne. Dieser Sommer soll geprägt davon sein, dass durch dezentrale und koordinierte Aktionen auf die gentrifizierte Wohn- und Lebenssituation in unseren Kiezen aufmerksam gemacht wird und neue Freiräume erstritten werden! Nun noch kurz ein paar Zeilen zu Repressionen und Besetzungen. Rechtlich betrachtet begeht mensch eine Straftat: die des Hausfriedensbruches. Dieser wird in der Regel mit Geldstrafen/Sozialstunden geahnded und häufiger noch: das Verfahren wird eingestellt. Noch effektiver ist es natürlich, wenn man sich von den Cops nicht erwischen lässt 😉 Wir rufen hier natürlich niemanden dazu auf, Straftaten zu begehen, finden Besetzungen jedoch extrem charmant.
Abschließend haben wir euch ein kurzes “How-To: Hausbesetzung“ vorbereitet. Diese beinhalten unserer Einschätzung nach die wichtigsten Punkte, die es zu beachten gilt. Desweiteren haben wir euch einen umfangreicheren Reader von Genoss*innen aus Berlin verlinkt.
Falls Ihr Kontakt zu uns aufnehmen wollt, dann könnt Ihr uns unter leipzigbesetzen@riseup.net schreiben. Unseren pgp-key findet Ihr auf unserem Blog (www.leipzigbesetzen.noblogs.org) bzw. erhaltet Ihr ihn auf Anfrage per Mail.
How-To: Haus besetzen in 10 Schritten
1. Freund*innen, Genoss*innen, Arbeitskolleg*innen und Mitschüler*innen ansprechen; Vernetzung starten/organisieren.
2. Durch die Straßen gehen und (ein) leerstehendes Haus aussuchen.
3. Das infrage kommende Haus besichtigen (marodes Dach/Treppenhaus, Schimmel/feuchte Stellen, sanitäre Anlagen, Elektrizität, …) und schauen, dass keine anderen Menschen darin leben.
4. Einen Termin für die Besetzung aussuchen.
5. Transpis malen, evtl. Texte und Pressemitteilungen vorbereiten, dafür sorgen, dass am Tag der Besetzung eine breite Öffentlichkeit dahinter steht/davon mitbekommt, sodass diese supporten kann.
6. Online oder in kleinen Läden bereits registrierte Sim-Karten und billige Handys, um kommunizieren zu können, sowie eventuell eine Kamera besorgen, um Fortschritte im und um das Haus zu dokumentieren.
7. Schlafzeug, Hygienebedarf, Erste-Hilfe-Zeug, Kerzen, Werkzeug (Säge, Hammer, Schraubendreher), gegebenenfalls Verbarrikadierungsmaterial (Nägel, Schrauben, Holzplatten, Gitter) und ein bisschen Essen sowie Wasser sollten im Haus nicht fehlen.
8. Haus betreten, verbarrikadieren, für Sichtschutz und Vermummungsmaterial sorgen, die Transpis raushängen und die Besetzung öffentlich machen!
9. Auf Unterstützung warten, sich über Support freuen und wie er den Cops das Leben schwer macht. Versuchen, das Haus zu halten!
10. Ein neuer Freiraum ist entstanden.
Besetzt-Mal-Reader: https://besetzen.noblogs.org/files/2019/01/besetzmalreader.pdf
Bringt euch ein in den Sommer der Besetzungen! Organisiert euch! Startet Aktionen, informiert Nachbar*innen über die Wohnungssituation, werdet (gemeinsam) aktiv,…! Nehmen wir uns das, was uns zusteht!
Solidarische Grüße,
LeipzigBesetzen
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Summer of Occupations – An appeal by LeipzigBesetzen
Last year in Leipzig, Ludwigstraße 71 and Bornaische Straße 34 were squatted and several houses were sham squatted – including a house in Neustädter Straße, several houses in the west of Leipzig and Bornaische Straße 68. We resisted the prevailing housing policy with direct action. An uncommercial space was created in the case of Luwi71, even if only for a short time. Our occupation reached a broad public and was the topic of conversation in our neighbourhoods and the press for many days. Through their support and actions, many people took their anger at the rental conditions in Leipzig to the streets. The police also showed through evictions and large-scale operations who they are working for: not for the people, but for the law and capital in the form of enforcing the interests of the owners.
We have seen that left politics could be self-confident and capable of action in 2020. We have seen that through all these actions the public discourse could be significantly influenced. We also saw that many people in Leipzig supported actions, camped out for days and nights in solidarity in front of the Luwi71, organised their own squats, were active on the Day X demonstration or were simply secretly happy. Squatting is therefore an effective political means of protesting against rent madness and gentrification – also in Leipzig. Besides, how else are we supposed to deal with the fact that month after month more and more subcultural centres get stressed, close down or are evicted, as in the case of the Berlin Meuterei, the Liebig34 or the Rigaer94?
But in many cities, like Dresden, Weimar, Berlin, Essen and Bremen, there have been new squats over the last year. We think that’s pretty great!
Therefore: get involved in the summer of occupations! We ourselves want to start new actions and build on the successes of Luwi71. We want to invite you to make it difficult for the real estate companies to continue speculating, ripping off rents and building new houses and luxury renovations in Leipzig. Let’s work together for a city for all and solidary neighbourhoods through direct action!
LeipzigBesetzen sees itself as a platform for all groups in Leipzig who want to carry out actions against rent madness, empty flats, etc. We are happy to make our reach available to you in the form of our Twitter account and press distribution list. Of course, you don’t have to become active in our group in this context – set up your own and carry out your own actions! We are happy to support you. This summer should be marked by decentralised and coordinated actions to draw attention to the gentrified housing and living situation in our neighbourhoods and to fight for new free spaces! Now a few lines about repression and occupations. From a legal point of view, people are committing a criminal offence: trespassing. This is usually avenged with fines/social hours and more often: the case is dropped. Of course, it’s even more effective if you don’t get caught by the cops 😉 Of course, we are not calling on anyone to commit crimes here, but we do find occupations extremely charming.
Finally, we have prepared a short “How-To: Squatting” for you. In our opinion, these contain the most important points that need to be considered. Furthermore, we have linked you to a more comprehensive reader by comrades from Berlin.
If you want to get in touch with us, you can write to us at leipzigbesetzen@riseup.net. You can find our pgp-key on our blog (www.leipzigbesetzen.noblogs.org) or you can get it on request by mail.
How-to: Occupy a house in 10 steps
1. contact friends, comrades, colleagues and classmates; start organising/networking.
2. go through the streets and find an empty house.
3. inspect the house (dilapidated roof/staircase, mould/damp spots, sanitary facilities, electricity, …) and make sure that no other people are living in it.
4. choose a date for the occupation.
5. paint banners, possibly prepare texts and press releases, make sure that on the day of the occupation a broad public is behind it/notices it so that they can support it.
6. get sim cards already registered online or in small shops and cheap mobile phones to be able to communicate, and possibly a camera to document progress in and around the house.
7. sleeping gear, hygiene supplies, first aid supplies, candles, tools (saw, hammer, screwdriver), barricading materials (nails, screws, wooden boards, grids) if necessary and some food and water should not be missing in the house.
8. enter the house, barricade it, make sure there is screen and masking material, hang out the banners and make the occupation public!
9. wait for support, be happy about support and watch how it makes life difficult for the cops. Try to hold the house!
10. a new free space has been created.
Get involved in the summer of occupations! Get organised! Start actions, inform your neighbours about the housing situation, get active (together),…! Let’s take what is rightfully ours!
Greetings of solidarity,
LeipzigBesetzen