Pressemitteilung: Haus in der Tiefe Straße 3 besetzt

Heute, am 11. Juni 2021, haben wir das Haus in der Tiefe Straße 3 in Leipzig Anger-Crottendorf besetzt. Die Besetzung soll auf die Missstände der Wohnungspolitik aufmerksam machen und ein konstruktiver Gegenvorschlag sein. Das Objekt selbst soll zu kollektiviertem Wohn- und Kulturrraum werden. Wir sind ausdrücklich offen für Verhandlungen. 
“Während Gentrifizierungsprozesse die Mieten immer weiter steigen lassen, Menschen aus ihren Kiezen an den Stadtrand verdrängt werden und saubere Hausfassaden wichtiger zu sein scheinen als schimmelfreie Wände, stehen Wohnhäuser, wie das von uns besetzte Gebäude, jahrelang als Spekulationsobjekte leer. Bis sie schließlich luxussaniert und die Wohneinheiten für Unsummen vermietet werden.“, erläutert Aaron von LeipzigBesetzen. Zwischen 2013 und 2020 ist die durchschnittliche Gesamtmiete in Leipzig um 13,5 % gestiegen. Der Anstieg bei den Angebotsmieten, also den Mieten für vergleichbare verfügbare Mietobjekte, betrug sogar 30,6 %.[1] Mit durchschnittlich 37 % geben die Menschen in Leipzig mehr als ein Drittel ihres Nettoeinkommens für Miete aus. Gleichzeitig sind die Nettoeinkommen in der Stadt bundesweit mit am geringsten.[2] Doch auch ohne Statistik ist offensichtlich, dass Viertel wie Connewitz, die Eisenbahnstraße, Reudnitz oder Anger-Crottendorf vor ein paar Jahren noch ganz anders ausgesehen haben. Alle können dem rasanten Verschwinden von Freiräumen, Grünflächen und Wohnhäusern zusehen und beobachten, wie an ihrer statt anonyme, blankgeputzte, teure “Wohn”-Gebäude auftauchen.
Die Entwicklung der Stadt wird aktuell nicht von den in ihr lebenden Menschen gestaltet, sondern von den kapitalistischen Zuständen des Wohnungsmarktes. Wohnraum darf jedoch keine Spekulations- und Geldanlage darstellen. 
“Wieso sollten Menschen für ihr Grundrecht auf ein Dach über dem Kopf bezahlen müssen? Wir stellen uns gegen Mietprofite! Profite, d.h. Gewinn bzw. Überschuss, auf Kosten anderer Menschen zu machen, hat in einer Gesellschaft, in der wir leben wollen, keinen Platz.”, so Aaron von LeipzigBesetzen. Das Eigentum von Mietshäusern muss abgeschafft werden, sonst sind Mieter*innen weiterhin der Willkür der Eigentümer*innen ausgeliefert. Stattdessen wollen wir, von LeipzigBesetzen, dass Wohnraum kollektiviert wird. Er soll also keiner*m Vermieter*in gehören und auch nicht dem Staat, sondern gemeinsamer Besitz aller Menschen sein, die in einem Haus wohnen. Wohnraum ist etwas, das zusammen entsteht und wächst. Wir verstehen lebenswerte Städte als einen Prozess, der von der Gemeinschaft gestaltet wird. Wir sind überzeugt, dass wir nicht die einzigen sind, die sich für diese Dinge – also Verdrängung, Mietensteigerung, Wohnungsmangel und Co – interessieren! Deshalb rufen wir am Samstag, den 12.06.2021 ab 16 Uhr im Lene-Voigt-Park zu einer ersten Nachbar*innenversammlung auf, um mit den Anwohner*innen sowie Interessierten darüber zu sprechen, wie ein Nachbarschaftsprojekt und ein gemeinschaftliches Zusammenleben aussehen kann. 
Für Presseanfragen sind wir telefonisch unter  +4915759431830 oder per Mail an leipzigbesetzen@riseup.net erreichbar.
Grüße aus der Tiefe
LeipzigBesetzen