Das am 11.06.2021 besetzte Haus in der Tiefen Str. 3 steht nun schon jahrzehntelang leer; wir möchten es nun zum Wohnen nutzen und ihm neues Leben einhauchen. Denn auch in Leipzig wird der bezahlbare Wohnraum knapp. Daran ändern auch die derzeitigen Inhaber*innen nichts. Denn sie möchten Häuser hochwertig sanieren und sie mit allen möglichen teuren Dingen ausstatten, die sich die Menschen, die jetzt hier wohnen nicht leisten können. Damit wird ein Trend fortgesetzt, welcher sich bei der alten Karl Krause Fabrik in der Theodor-Neubauer-Straße, nur unweit von hier, bereits etabliert hat. Wir möchten mit der Besetzung verdeutlichen, dass wir eben gegen diese hohen Mieten und deren Profite sind und Wohnraum kollektivieren wollen. Mit dem Haus in der Tiefen Straße 3 soll genau das passieren. Im Folgenden beschreiben wir erste Vorschläge für die Nutzung:
Das Haus hat vier Etagen und besitzt einen Keller. Außerdem befindet sich ein kleiner Garten auf der Rückseite des Hauses. In der Umgebung lassen sich Einkaufsmöglichkeiten, Spätshops, alternative Cafés und Bars sowie Bibliotheken, Fahrradwerkstätten und eine sehr nahe gelegene Bus- und Bahnhaltestelle finden. Im Keller sind Proberäume für Musikgruppen vorstellbar. Durch die dicken Mauern im Keller werden auch keine Nachbar*innen gestört.
Im Erdgeschoss könnte sich eine kleine Projektwerkstatt etablieren. Das heißt, es gibt Multifunktionsräume, welche sich einerseits zum Lagern anbieten könnten. Andereseits könnten sie aber auch zum Abhalten von Sitzungen, Gestalten von künstlerischen Werken oder als Anlaufstelle für neu Zugezogene dienen, wo es u.a. allerlei Informationen geben soll (von Dolmetscher*innen, über Beiträge von politischen Gruppen bis hin zu öffentlichen Toiletten).
Die anderen Stockwerke können zum Wohnen dienen. Dabei ist vorstellbar, dass eine Wohnung oder Etage für Menschen in prekären Situationen zur Verfügung steht. Das könnten z.B. Menschen sein, die häusliche Gewalt erlebt haben oder nirgendwo sonst eine Wohnung finden können.
Der Garten könnte als Gemeinschaftsgarten gestaltet werden, welcher dann nicht nur von den Bewohner*innen des Hauses genutzt werden kann, sondern auch von anderen Menschen. Durch Hochbeete kann ein Angebot für alle geschaffen werden und es kann ein Austauschort entstehen.
Verwaltungsmöglichkeiten
Wir sehen das Haus als hierarchiefreien und solidarischen Raum, dessen Nutzung und Verwaltung selbstverwaltet und in freier Trägerschaft stattfindet. Eine unkommerzielle Raumnutzung ist eingeschlossen.
Unser Plan für die Zukunft
Sofern alle rechtlichen Angelegenheiten geklärt sind, werden wir uns um das Haus kümmern. Uns ist bewusst, dass die Eigentümer*innen viel Arbeit und Innovation in die korrekte Aufarbeitung des denkmalgeschützen Hauses gesteckt haben. Allerdings sind die Gewinne dieser Firma der letzten Jahre nicht zu knapp ausgefallen. Und wie das Unternehmen selbst schon festgestellt hat, hat es über 100 Wohneinheiten in der Hand. Diese sind teuer und passen zumindest nicht in dieses Stadtviertel. Die Bausubstanz wird geprüft und auftretende Mängel beseitigt, um Sicherheit herzustellen. Wir setzen dabei vor allem auf solidarische, ehrenamtliche Hilfe, aber auch Fachpersonal. Die Beteiligung aller Menschen ist uns wichtig.
Wir begreifen uns und das Haus als offenes Projekt, in dem soziale Kontakte gepflegt, Neues gelernt und sich untereinander geholfen werden kann. Ein emanzipatorischer, solidarischer Ansatz für alle Menschen, insbesondere für diese aus der Nachbarschaft, ist das Ziel.
Wir sind in jedem Fall zu Verhandlungen bereit und würden uns freuen, Sie an der Tiefen Straße 3 begrüßen zu dürfen.
Grüße aus der Tiefe,
LeipzigBesetzen