PM: Besetzung der Einertstraße 3 in Leipzig – zugänglicher Wohnraum und Stadtteilzentrum geplant

Neustadt-Neuschönefeld, 15. Oktober 2025. Am Mittwoch kam es in der Einertstraße 3 zu einer weiteren Besetzung im Leipziger Osten, dem ‘Eineck’. In das seit weit über 15 Jahren leer stehende Objekt sollen Menschen einziehen, die durch Diskriminierung kaum Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben, und Räume für aus dem Viertel verdrängte Vereine und Initiativen angeboten werden. Es besteht ausdrückliche Verhandlungsbereitschaft gegenüber den Eigentümer*innen und der Stadt. Die Aktion von “Leipzig Besetzen” (https://leipzigbesetzen.noblogs.org/) ist Teil der Autonomen Besetzungstage (https://abeta.noblogs.org/).

Die Eisenbahnstraße zählt zu den sich am rasantesten verteuernden Gegenden in ganz Leipzig. Obwohl der sog. “Eisi-Kiez” von der Stadt als Soziales Erhaltungssatzungsgebiet eingestuft ist, wurden in den letzten zehn Jahren beinahe alle Altbaubestände saniert und damit aufgewertet und verteuert. Das sozialökonomisch vielschichtige Viertel hat gleichzeitig mit der Eröffnung hipper Geschäfte, massiven Verdrängungen, Stigmatisierung und rassistischen Polizeikontrollen zu tun. “Das ist richtig krass”, erinnert sich die Leipzigerin Sascha. “Als ich noch zur Schule gegangen bin, hat man die Eisenbahnstraße als ‘gefährlichste Straße Deutschlands’ beschmipft und so getan, als ob hier keine normalen Leute wohnen würden, sondern sich alle nur gegenseitig erschießen. Dann kam auch die schikanierende Waffenverbotszone. Mittlerweile gibt es hier keine einzige braune Fassade mehr – alles schick und neu und teuer von irgendwelchen ominösen Investorfirmen gemacht! Der einzige, der hier regelmäßig die Menschen stört, ist die Polizei. Ich hab es satt, dabei zu zu gucken, wie sie im Rabet zufällig Jugendliche kontrollieren und an die Wand stellen als wären sie Schwerstverbrecher.”
Die angesprochene Waffenverbotszone war ein zwischen 2018 und 2020 von der Stadt gestartes Projekt, um anlasslose Kontrollen zu ermöglichen und polizeiliche Befugnisse auszubauen, allerdings ohne einen maßgeblichen Erfolg nachzuweisen [1]. Unter dem angeblichen Vorzeichen der Kriminalitäts-Bekämpfung trafen und treffen die Polizeimaßnahmen vor allem die vielen im Viertel wohnenden migrantischen bzw. migrantisierten, nicht weißen Personen sowie alternativ und prekär erscheinende Menschen. Die Leipziger Polizei und Stadt halten stur an ihrer Erzählung der kriminellen Eisenbahnstraße fest und errichten trotz lautem Widerstand aus der Bürgerschaft mitten auf der Hermann-Liebmann-Straßen-Kreuzung für 1 Mio. Euro eine neue Polizeiaußenstelle anstatt das Geld in die Förderung von Jugendarbeit, Austausch und tatsächlich bürgernahe Angebote zu investieren [2].

“Was wir hier im Viertel wirklich brauchen ist die Möglichkeit, uns frei zu entfalten und uns zu begegnen, wie wir das brauchen und wollen! Deshalb die Eröffnung des ‘Eineck’. Wir wollen in den oberen Stockwerken Wohnungen einrichten für Menschen, die aufgrund von Diskriminierung keine Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben. Unten können zum Beispiel die verdrängten Initiativen und Vereine einziehen, die der Kiez verloren hat.”, sagt Kim, eine*r der Besetzer*innen. They spielt damit auf die allein in den letzten 7 Jahren von Verdrängung betroffenen Orte wie die E109, das Japanische Haus, die Fahrradselbsthilfewerkstatt radsfatz, das Trautmanns, das Erythrosin, das ConHanHop und sogar kommerzielle Orte wie das Goldhorn an. Dem gegenüber stehen Mietkämpfe, wie der der Bewohner*innen der E97, die trotz bis 2041 zugesagten Mietverträgen, Anfang 2025 Räumungsklagen erhielten, da die Mieten dem Eigentümer angeblich nicht finanziell “zumutbar” seien [3]. Kim erläutert: “Die Lage ist katastrophal. Das Ery zum Beispiel war über mehr als zehn Jahre einer der einzigen barrierefreieren Veranstaltungsräume hier. Eine rollstuhlbefahrbare Toilette suchst du hier jetzt oft vergeblich.”

Die Besetzung ‘Eineck’ knüpft an die Besetzungen ‘LuWi71’, ‘Tiefe3’, ‘Antischocke’ und ‘Helium’ an, die in den letzten fünf Jahren im Leipziger Osten ebenfalls Stadtteilzentren und bezahlbaren Wohnraum für alle gefordert hatten. Die Aktion findet im Rahmen der Aktionstage “Autonome Besetzungstage – Gemeinsam gegen Mietwucher, Verdrängung und Gentrifizierung” statt und reiht sich an die Besetzungen vom Wochenende an.

Für Presseanfragen etc. an ABeTa: abeta(at)riseup(punkt)net
Für Presseanfragen etc. an Leipzig Besetzen: leipzigbesetzen(at)riseup(punkt)net

Pressekontakt: +49 176 13acht 140 62

Weitere Infos sind auf dem Blog leipzigbesetzen.noblogs.org sowie auf Social Media zu finden (links: linksta.cc/@abeta )

Quellen:
[1] – https://copwatchleipzig.home.blog/zwischenbilanz/
[2] – https://www.l-iz.de/politik/brennpunkt/2025/07/polizeiposten-in-der-eisenbahnstrasse-ist-eroffnet-abschaffung-waffenverbotszone-629292
[3] – https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190167.mietenkampf-verdraengung-ist-keine-option.html